Spielanalyse im Sportspiel
ISBN
978-3-662-63443-1

Inhaltsübersicht

1. Spielanalyse im Jahr 2020

2. Historie der Spielanalyse

3. Spielanalyse als Wissenschaft

4. Spielanalyse in der Praxis: Fußball

5. Spielanalyse in der Praxis: Beachvolleyball

6. Spielanalyse im American Football

7. Spielanalyse im Basketball

8. Spielanalyse im Cricket

9. Spielanalyse im Eishockey

10. Gegneranalyse im Fußball

11. Vororientierung im Fußball

12. Spielanalyse im Handball

13. Spielanalyse im Hockey

14. Spielanalyse im Rugby

15. Spielanalayse im Squash

16. Spielanalyse im Tennis

17. Spielanalyse im Tischtennis

18. Spielanalyse im Volleyball

19. Key Performance Indicators – KPIs

20. Scouting

21. Normalsierung von KPIs basierend auf Ballbesitz

22. Modellbasierte Erfolgsanalyse im Fußball

23. Taktische KPIs im Fußball

24. Physische KPIs

25. KPIs in der Bundesliga

26. Kollektives Verhalten im Fußball

27. Maschinelles Lernen mit Spieldaten: Die Erkennung von Gegenpressing im Fußball

28. Kommunikation von Spielanalysedaten

29. Grenzen der Spielanalyse

30. Spielanalyse in 2030

 

Einleitung

 

1. Spielanalyse im Jahr 2020

Die Analyse von Sportspielen, ob im Wettkampf, zu Gegnervorbereitung (Match-Plan), -nachbereitung oder im Training (Spielphilosophie), ist heutzutage in vielen Sportspielen auf verschiedenen Niveaus unentbehrlich. Dies verdeutlicht eine Reihe von Beispielen.

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2. Historie der Spielanalyse

Kenntnisse über „Spielanalyse“

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3. Spielanalyse als Wissenschaft

Wenn das Thema „Spielanalyse als Wissenschaft“ erörtert werden soll, ist es eine gute Idee, zunächst einmal aufzuzeigen, wo im Gebäude der Wissenschaft die Spielanalyse zu verorten ist. Dabei lohnt es sich auch, einen Blick auch auf die anglo-amerikanische Wissenschaftskultur zu werfen, weil sich dort sowohl unterschiedliche Wurzeln als auch mögliche Zukunftsperspektiven der Spielanalyse finden.

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4. Spielanalyse in der Praxis: Fußball

Die sportliche Leistung im Sportspiel und insbesondere in einem Mannschaftssportspiel ist sehr komplex und vielfältig – sowohl im Zustandekommen als auch in der Definition der solchen (Memmert & Raabe, 2018). Isoliert betrachtet drückt sich Leistung z. B. im Fußballsport fokussiert auf ein Spiel in der Tordifferenz und im Wettbewerbssystem im Tabellenplatz aus. Dabei setzt sich die Mannschaftsleistung nicht aus der Summation der Individualleistungen zusammen, sondern aus deren Kopplungen, weshalb nicht immer die Mannschaft mit den besten individuellen Leistungen gewinnt, sondern die Mannschaft, deren Individualleistungen sich ergänzen und gewissermaßen „Resonanz“ erzeugen. Hinzukommt, dass dieser Interaktionsprozess von Spieler und Gegenspieler bzw. von Spieler und Mitspieler einmalig und nicht reproduzierbar ist (Perl & Memmert, 2018) und der Gegnervergleich stets den relativen Charakter der Leistung hervorhebt (Memmert et al., 2017). Gerade aufgrund dieses Interaktionsprozesses gehen bei Indikatoren wie Ballbesitz, Pass- und Zweikampfquoten sowie der Anzahl an Torschüssen wesentliche Informationen verloren, die die Bewertung in der Güte der Eigenschaften nicht zulassen. Der Pass von A zu B kann erfolgreich oder nicht erfolgreich und damit binär operationalisierbar sein, aber ob dieser Pass der Spielidee nach taktisch richtig oder falsch gespielt wurde, ist aufgrund der „Nacktheit“ der Daten nicht zu beurteilen. Doch selbst bei Vorlage aller wesentlichen kontextuellen Informationen benötigt es noch immer einen Experten zur Beantwortung der Frage nach der Qualität, auch wenn das Maß an Objektivität und Zuverlässigkeit gegenüber der Quantifizierung von kontextfreien Spielereignissen dabei sinkt. Beispielsweise kann der gleiche Pass, der vier Gegenspieler überspielt, von zwei Trainern der verschiedenen Vorstellungen einer Spielkonzeption wegen qualitativ unterschiedlich gewertet werden.

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5. Spielanalyse in der Praxis: Beachvolleyball

Die Spielanalyse ist eine zentrale Komponente in der Leistungsdiagnostik des Beachvolleyballs. Sie erlaubt es, taktische und technische Charakteristika von Spielern und Mannschaften aufzudecken und Strategien für Training und Wettkampf abzuleiten. In diesem Kapitel wird das Spielanalysekonzept des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) vorgestellt, das bei der Betreuung der deutschen Nationalteams im Beachvolleyball zum Einsatz kommt. Zunächst werden hierfür konzeptionelle Überlegungen über die Art der angestrebten Aussagen und die für Beachvolleyball praktisch relevanten Fragestellungen angestellt. Der Methodenabschnitt skizziert die logischen Arbeitsschritte der qualitativen Spielanalyse, diskutiert Aspekte des Beobachtungssystems und stellt die Spielanalysetools im DVV vor. Den Abschluss bildet ein Analysebeispiel von den Olympischen Spielen 2016.

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Spielanalyse auf der Basis von Videodaten

 

6. Spielanalyse im American Football

American Football, eine Ableitung von Rugby und europäischem Fußball, ist ein wettbewerbsfähiger Mannschaftssport, der in den Vereinigten Staaten populär ist. Ein American-Football-Feld hat die Abmessungen 91,44 m × 48,8 m und besteht aus Gras oder Kunstrasen. Der Sport besteht aus zwei Mannschaften mit je elf Spielern, die vor jedem Spielzug durch eine Scrimmage-Linie (Grenze) getrennt werden. Ziel des Spiels ist es, Punkte zu erzielen, indem man den Football in die „Endzone“ des Gegners befördert oder ihn zwischen zwei aufrechtstehenden Torpfosten an der hinteren Begrenzungslinie durchkickt. Das Spiel beginnt mit der Übergabe oder dem Pass des Balles durch den Center an den Quarterback. Der Ball kann dann durch Tragen, Werfen oder Übergeben an einen Mitspieler ins Feld befördert werden. Die Regeln legen fest, welche Spieler des Offensivteams den Ball auf der Grundlage der Aufstellung vor dem Snap vorwärts tragen dürfen. Mindestens sieben Offensivspieler müssen sich zu Beginn eines jeden Spiels an der Scrimmage-Linie aufstellen. Nur die Spieler, die sich im Backfield oder an der Scrimmage-Linie an den Flanken der Formation aufstellen, dürfen den Ball erhalten (maximal sechs pro Spielzug). Nachdem die Offense den Ball durch einen Kick-Off oder einen Turnover des Gegners erhalten hat, hat sie vier Downs Zeit, um zehn Yards zu erlaufen, einen Touchdown (= Sechspunkt-Tor) zu erzielen, ein Feldtor zu kicken oder den Ball durch einen Dropkick oder Turnover bei Downs an die andere Mannschaft abzugeben. Diese Regeln bilden die Grundlage für den Zusammenhang des Spiels. Weitere Kontextfaktoren sind die seitliche Platzierung des Balls auf dem Spielfeld zu Beginn jedes Spielzugs und das Personal, das jedes Team einsetzt. Bei der Spielstrategie geht es darum, die Vielzahl potenzieller kontextbezogener Faktoren vor jedem Spielzug zu nutzen, um einen Vorteil gegenüber dem Gegner zu erzielen.

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7. Spielanalyse im Basketball

Spielanalysen von internationalen Wettkämpfen zeigen sowohl im Jugend- als auch im Erwachsenenbereich, dass sich Sieger von Verlierern hinsichtlich verschiedener Merkmale unterscheiden (Tsamourtzis et al., 2002). Dies trifft neben der personellen Zusammenstellung einer Mannschaft und der individuellen Fitness der Spieler*innen insbesondere auch für technisch-taktische Merkmale zu. Verschiedene Auswertungen von Welt- und Europameisterschaften im Basketball haben gezeigt, dass erfolgreiche Teams deutlich mehr Defensiv-Rebounds gewinnen, signifikant häufiger primäre Schnellangriffe mit Korberfolg abschließen und bei Zwei- und Dreipunktwürfen effektiver sind. Demgegenüber konnten hinsichtlich Offensiv-Rebounds, sekundärer Schnellangriffe und im Set Play keine Unterschiede festgestellt werden. Solche Erkenntnisse sind für die Festlegung und Priorisierung von Trainingszielen, für die Trainingsplanung sowie für eine Individualisierung des Trainings relevant.

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8. Spielanalyse im Cricket

Wie wird Cricket gespielt?

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9. Spielanalyse im Eishockey

Brian Burke, Analyst und früherer Manager für verschiedene NHL-Clubs, sagte 2012 bei einer Konferenz: „Statistics are like a lamp post to a drunk, useful for support but not for illumination.“ – wenn uns also, dieser Aussage nach zu urteilen, Statistiken nur Hilfestellung geben können, aber keine Erleuchtung, für was verwenden wir Statistiken und betreiben Spielanalysen?

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10. Gegneranalyse im Fußball

Die systematische Gegnervorbereitung auf Basis der Analyse vergangener Spiele erlebt im Fußball einen immer größeren Aufschwung und nimmt damit einen großen Teil der Spielanalyse im Sportspiel Fußball ein (s. ► Kap. 4). Gerade bei Gegnern, deren Leistungsstärke als ähnlich eingestuft wird, können die Gegnervorbereitung und der damit verbundene angepasste Spielstil entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis haben (Olsen et al., 1994). Die Herausforderung in der Wahl der richtigen taktischen Ausrichtung liegt in der hohen Spieleranzahl und der damit verbundenen gegenseitigen Beziehungen der Spieler untereinander. Diese „opposition relationship“ (Deleplace, 1996) gilt in Mannschaftssportarten als das größte Hindernis hinsichtlich der Koordinierung der mannschaftlichen und individuellen Handlungen zur Torerzielung und Gegentorverhinderung (Gréhaigne et al., 1997). Die enorme Wichtigkeit einer wohlüberlegten Gegnervorbereitung wird zudem durch die Tatsache unterstrichen, dass die Unzufriedenheit der Mannschaft über die eigene Leistung im Wettkampf häufig auf die gewählte Spieltaktik und Zusammensetzung der Mannschaft zurückzuführen ist (Ali & Farrally, 1990). Auch im Hinblick auf kognitive Leistungsfaktoren kann eine Gegnervorbereitung die Spieler dabei unterstützen, Spielsituationen schneller zu erfassen, um im Spiel möglichst schnell die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Gerade in der Fähigkeit der Wahrnehmung der Umgebungsinformationen und deren effektiver Umsetzung unterscheiden sich herausragende Spieler von qualitativ durchschnittlichen Spielern (Memmert, 2019).

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11. Vororientierung im Fußball

Fußball als komplexes Sportspiel erfordert eine große Leistungsfähigkeit des visuellen Systems (Stilitano, 2016). In den letzten Jahren ist das Fußballspiel zudem deutlich schneller geworden, was insbesondere an den kürzeren Ballkontaktzeiten erkennbar ist (Hegen & Schöllhorn, 2012; Meyen, 2014). Wie Thiago andeutet, müssen Entscheidungen noch schneller getroffen werden, weshalb die Wahrnehmung der Spielsituation eine immer bedeutsamere Rolle einnimmt (Memmert, 2019; Nopp, 2018). Im Fußball ist die Kenntnis über die Positionierungen und Bewegungen der Mit- und Gegenspieler in Kombination mit der Position des Balls von grundlegender Bedeutung (Critchell et al., 2009). Aufgrund der zahlreichen Interaktionsprozesse der 22 Spieler und der Bewegung des Balles wirkt sich das frühzeitige Erkennen zweckmäßiger Handlungsoptionen für einen Spieler vorteilhaft aus. Eine entsprechende Vororientierung birgt für einen Fußballspieler die Möglichkeit, einen Aktionsvorsprung gegenüber seinen Gegenspielern zu generieren.

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12. Spielanalyse im Handball

Die Spielidee des Sportspiels Handball lässt sich wie folgt beschreiben: Zwei gegeneinander spielende Teams versuchen, Tore zu werfen und den Ball wieder in ihren Besitz zu bringen. Ziel dabei ist es, mit Ablauf der Spielzeit mehr Tore als der Gegner erzielt zu haben. Die vom (inter-)nationalen Fachverband vorgegebenen Spielregeln formen diese Spielidee gemeinsam mit der Spielfähigkeit der Athleten zu dem Handballspiel, wie es allgemein bekannt ist.

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13. Spielanalyse im Hockey

Die Spielanalyse nimmt im Feld- und Hallenhockey einen wichtigen Stellenwert ein, um ein zielgerichtetes und effektives Training gestalten und Spielleistung beziehungsweise Spielerfolge steigern zu können. So werden insbesondere im Hochleistungssport modernste Techniken und Kommunikationstools angewandt, um sowohl unmittelbare (Live-)Analysen zum taktischen und statistischen Erkenntnisgewinn als auch umfangreiche Analysen nach dem Spiel zur Ergänzung und Vervollständigung der Daten durchführen zu können.

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14. Spielanalyse im Rugby

Rugby Union (im Folgenden als „Rugby“ bezeichnet) ist mit geschätzten 9,6 Millionen Spielern in 124 Ländern eine der meistgespielten und meistgesehenen Sportarten der Welt (Rugby, 2019). Ein Senioren-Rugbyspiel besteht aus zwei 40-minütigen Halbzeiten. Innerhalb jeder Hälfte durchläuft jede Mannschaft zahlreiche Zyklen von offensiven und defensiven Spielzügen. Jeder Offensiv-Defensiv-Zyklus ist durch Kontakt- und Nicht-Kontakt-Ereignisse charakterisiert, die zwischen hochintensiven Laufeinheiten eingeschoben werden (Quarrie et al., 2013; Ziv & Lidor, 2016). Kontaktereignisse werden beobachtet, wenn gegnerische Spieler physisch und technisch um Territorium und Ballbesitz kämpfen. Es gibt fünf primäre Kontaktereignisse im Rugby – den Tackle, Ruck, Maul, Line-out und Scrum. Jedes Kontaktereignis ist in den Spielregeln klar definiert, um die Einhaltung der spezifischen Regeln in jeder Situation zu erleichtern (World, 2018). Das Gedränge und der Line-out sind strukturierte Kontaktereignisse, um das Spiel neu zu starten, während Tackles, Rucks und Mauls dynamisch sind und viele Male während eines Spiels auftreten können. Typischerweise werden das Anfechten des Scrums und des Line-outs nur von einer einzigen Positionsgruppierung gefordert, während das Anfechten von Tackles, Rucks und Mauls von beiden Positionsgruppierungen (Forwards und Backs) gefordert wird.

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15. Spielanalayse im Squash

Squash hat seine Ursprünge im Ball- und Schlägerspiel. Das moderne Spiel hat sich dahingehend entwickelt, dass es heute weltweit mehr als 50.000 Squashcourts gibt und das Spiel von Millionen genossen wird. Mit dem halbweichen Squashball, der sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 170 mph fortbewegt, und mit allen Wänden und Winkeln im Spiel ist wettbewerbsfähiges Squash ein hochintensiver Sport, der physisch, aber auch taktisch ist. Die besten Squashspieler der Welt haben eine Fußarbeit, die so anmutig ist wie die eines Balletttänzers, und eine Ausdauer, die mit der eines Triathleten konkurriert. Ballwechsel dauern oft 20 bis 30 Schläge, und extreme Fitness ist der Eintrittspreis für Weltklasse-Squash. Der Gewinner ist jedoch meist der Spieler, der seinen Gegner überlistet. Squash ist ein Fest der Geometrie und der Gesetze des Universums, das sowohl beim Spielen als auch beim Zuschauen fasziniert.

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16. Spielanalyse im Tennis

Die Spielanalyse im Tennis verfolgt das Ziel, wertvolle Informationen eines Matches bzw. des Wettkampfverhaltens des eigenen Spielers als auch des Gegners zur Optimierung zukünftigen Trainings zu sammeln und zielgerichtet zu bündeln (Carling et al., 2005; Crespo & Miley, 1998; Lames, 1994; Lames & McGarry, 2007; Nopp, 2012). Nachdem in den 1960er- und 1970er-Jahren die ersten Analysen des Tenniswettkampfes durchgeführt wurden (Stojan, 1976; Talbert & Old, 1962), begannen in den 1980er-Jahren die ersten systematischen, differenzierten und vor allem computergestützten Spielanalysen (u. a. Czwalina, 1988; Weber et al., 1982; Weber & Bochow, 1984; Weber et al., 1987).

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17. Spielanalyse im Tischtennis

Systematische Spielbeobachtung im Tischtennis dient meist der taktischen Auswertung von Einzelbegegnungen (s. Infobox „Bewertung und Analyse von Tischtennisspielen“). Dabei lässt sich auch im Tischtennis auf die klassische Unterscheidung von grundlagen- und anwendungsbezogener Forschung zurückgreifen (Zhang et al., 2013; siehe ► Abschn. 1.2 und 1.3). Übergreifendes Ziel beider Forschungsansätze ist es jedoch, die beteiligten Spieler*innen im Wettkampf besser zu machen.

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18. Spielanalyse im Volleyball

Das Sportspiel Volleyball beinhaltet Merkmale der Mannschafts- und Rückschlagspiele. Zwei Spielfelder von 9 m × 9 m im Hallen- bzw. 8 m × 8 m im Beach-Volleyball werden durch ein Netz (Höhe 2,43 m im Männer- und 2,24 m im Frauenbereich) geteilt. In den Spielfeldern stehen sich zwei Mannschaften mit je sechs (bzw. im Beachvolleyball zwei) Spielern gegenüber. Ziel ist es, den Ball nach höchstens drei Kontakten innerhalb der eigenen Mannschaft über das Netz im gegnerischen Feld auf den Boden zu spielen. Dabei ist ein Spieler niemals in Ballbesitz, sondern darf den Ball nur kurz berühren, bevor der nächste Spieler zum Zug kommt. Um Bälle abwehren zu können, die aus einer Entfernung von durchschnittlich 4–10 m mit Geschwindigkeiten von 80–130 km/h gespielt werden, sind gut entwickelte Antizipations- und Reaktionsfähigkeiten der Spieler notwendig. Schnell wechselnde Spielsituationen verlangen eine ständige Beobachtung von Mit- und Gegenspielern.

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Spielanalyse auf der Basis von Eventdaten

 

19. Key Performance Indicators – KPIs

Die Analyse von Eventdaten ist zu einem Wettbewerbsvorteil für Sportmannschaften und zu einer grenzenlosen Wissensquelle geworden. Neben Video- und Positionsdaten werden auch sogenannte Eventdaten während eines Spiels erfasst. Diese liefern eine detaillierte und geordnete Abfolge aller von den Spielern während des Spiels ausgeführten Aktionen.

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20. Scouting

Das Bedürfnis nach effektiven Methoden zur Leistungssteigerung zum einen durch Leistungsentwicklung eigener Spieler, aber auch durch das Rekrutieren von Spielern hat besonders in professionellen Sportarten wie Fußball eine hohe Bedeutung (Reeves et al., 2019; Larkin & Reeves, 2018). Reeves et al. (2019) sowie Franks und Miller (1984) führen weiter aus, dass im Bereich des Spielerscoutings die Determinierung von aktueller und potenzieller Leistung exklusiv über das Messinstrument Mensch durchaus diskutabel zu sehen ist. Bedingt durch die zeitliche Dichte der Aktionen, die Anzahl der Spieler und die Subjektivität in der Beobachtung eines Spiels sind die jeweiligen Ergebnisse nur bedingt vergleichbar (Reeves et al., 2018; Levett, 2018). Entsprechend fordern Hughes (1984), Franks und Goodman (1986) und McGarry (2009) die systematische Einführung von objektiven Methoden zur Quantifizierung von Leistung. Die Weiterentwicklung von Technologien in der Leistungserfassung ermöglicht Spielleistung nicht nur differenzierter auf der Mannschafts-, sondern auch auf der Einzelspielerebene zu beurteilen (Memmert & Rein, 2018). Leistungsdatenbasierte, themenzentrierte Auswertungen bilden nicht nur einen zusätzlichen Informationsgewinn, sondern können auch durch die Möglichkeit (teil-)automatisierter Prozesse wesentlich zur Effizienzsteigerung beitragen. Dieser Aspekt der Automatisierung ist in besonderem Maß für die Leistungsbeurteilung externer Spieler interessant, da die Anzahl an Spielern in den Kernmärkten die Anzahl der Spieler des eigenen Kaders um ein Vielfaches überschreitet.

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21. Normalsierung von KPIs basierend auf Ballbesitz

Key Performance Indices (KPIs) werden im Fußball für die Talentauswahl, das Coaching, die Gegner-/Teamanalyse und die Teamzusammenstellung verwendet (Bergkamp et al., 2019; Honegger, 2018; Sarmento et al., 2018a). Für die praktische Anwendung von KPIs müssen sie im richtigen Kontext mit der richtigen Vorbereitung für sportrelevante Interpretationen verwendet werden. Dies ist eine nichttriviale Aufgabe. Die KPIs müssen mehrere Nuancen der Sportart sowie individuelle Taktiken und Effektivität berücksichtigen, die je nach Spielstil und Liga variieren können.

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Spielanalyse auf der Basis von Positionsdaten

 

22. Modellbasierte Erfolgsanalyse im Fußball

Ein reales System wie z. B. das Spiel besteht aus einer komplexen Wechselwirkung von Zuständen, Aktionen und Wirkungen, die normalerweise durch Beobachtung nur unzureichend erfasst und in ihren Zusammenhängen und Abhängigkeiten nur unzureichend beschrieben und analysiert werden können (Perl & Memmert, 2018a). Im Gegensatz dazu steht das Modell, das das System auf wenige erfassbare Aspekte (wie etwa Spielerpositionen und Pässe im Spiel) reduziert, die eine eingehendere Analyse möglich machen sollen. Durch die dafür notwendige Reduktion besteht allerdings die Gefahr, dass wesentliche, für das Verständnis notwendige Information im Modell nicht mehr verfügbar ist (s. Infobox „Untersuchung taktischer Leistung“).

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23. Taktische KPIs im Fußball

Im Fußball ist die Analyse und Diagnostik von Taktiken eine schwierige Aufgabe (Memmert & Raabe, 2019). Die unterschiedlichen Laufwege von Mitspielern, Gegnern und des Balles sowie die vielen daraus resultierenden Interaktionen zwischen ihnen machen ein solches Unterfangen sehr komplex. Daher haben Wissenschaftler kritisiert, dass frühere Studien, die diskrete Ereignisse (z. B. Schüsse, Pässe, Zweikampf usw.) und ihre statistischen Beziehungen für Erfolgsmessungen (z. B. erzielte Tore, gewonnene Spiele, Punkte usw.) analysieren, oft viele der kontinuierlichen Interaktionen auslassen, die für ein ganzheitlicheres Verständnis von Leistung im Sport entscheidend sind (Glazier, 2010). Da sich ein solcher Ansatz offenkundig auf die Leistungsergebnisse und nicht auf die vorhergehenden Funktionsmechanismen konzentriert, wurden in diesem Bereich folglich alternative Paradigmen vorgeschlagen, die Prozess und Resultat besser in Einklang bringen.

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24. Physische KPIs

Die Analyse der physischen Leistung nahm ihren Anfang mit der Auswertung von Videodaten und erlebte einen Quantensprung durch die automatisierte Generierung und Nutzung von Positionsdaten (s. Infobox „Untersuchung der physischen Leistung“). Mithilfe dieser Daten ist eine detaillierte und umfassende Analyse des Laufverhaltens der Spieler und somit eine Abschätzung der physischen Leistung unter Berücksichtigung zahlreicher kontextueller Informationen möglich. Physische Parameter werden in der Spielanalyse primär eingesetzt, um die Belastungsintensität und den Energieverbrauch während eines Spiels oder einzelner Phasen abzuschätzen (Carling et al., 2005). Diese Erkenntnisse werden dann genutzt, um in Kombination mit Daten aus dem Training die Beanspruchung einzelner Spieler zu quantifizieren und unter Umständen Anpassungen der Trainingsreize vorzunehmen. Auf diese Weise sollen sowohl Über- als auch Unterbelastung vermieden werden.

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25. KPIs in der Bundesliga

Neben der Analyse physischer Leistung werden Spieldaten im modernen Spitzensport auch zunehmend zur Bemessung und Beurteilung taktischer Leistungsparameter herangezogen (Memmert & Raabe, 2018). Während in den vergangenen Jahrzehnten das Videostudium die dominierende Form der Spielanalyse war, finden sich seit einigen Jahren datenbasierte Ansätze auf dem Vormarsch. Das hängt einerseits mit neuen technischen Möglichkeiten zur Akquise und Verarbeitung der Daten (Eventdaten, Positionsdaten) zusammen. Andererseits kann aber auch ein wachsendes Bewusstsein um den Einfluss von taktischem Verhalten auf das Wettbewerbsergebnis als Katalysator dieser Entwicklung angeführt werden.

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26. Kollektives Verhalten im Fußball

Fußball wird mit zwei Mannschaften gespielt, wobei die Spieler direkt, indirekt und gleichzeitig interagieren, um ein Ziel zu erreichen, das das Erzielen von Toren beinhaltet, während gleichzeitig verhindert wird, dass der Gegner ein Tor schießt (Gréhaigne et al., 1997; Zaccaro et al., 2001). In diesem Sinne setzt sich der Fußball aus Individuen zusammen, die ihre Bewegungen koordinieren und kooperative Beziehungen entwickeln, um dem Gegner überlegen zu sein (Duarte et al., 2012).

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27. Maschinelles Lernen mit Spieldaten: Die Erkennung von Gegenpressing im Fußball

Bereits in den späten 1960er-Jahren identifizierte Charles Reep (Reep & Benjamin, 1968) Muster in der Torentstehung in der englischen Premier League. In insgesamt 578 professionellen Fußballspielen zählte Reep für jeden erzielten Torschuss die zuvor gespielten Pässe seit Erlangen des Ballbesitzes. Hierbei halten einige Erkenntnisse, beispielsweise dass durchschnittlich etwa jeder zehnte Schuss zum Torerfolg führt, bis heute stand. Heutzutage beschäftigen Fußballvereine der professionellen Topligen Spielanalyseabteilungen, welche damit beauftragt sind, Muster im Spiel zu erkennen. Um hilfreiche Erkenntnisse im Sinne der Spielvor- und Nachbereitung zu erlangen, werden besagte Muster systematisch erfasst und ausgewertet (Hughes & Franks, 2015). Taktische Muster sind von Experten eindeutig identifizierbare, wiederkehrende gruppen- oder mannschaftstaktische Verhaltensweisen, welche in bestimmten Spielsituationen angewendet werden. Typische Muster sind Gegenpressing und Konterangriffe, aber auch bestimmte Varianten des Spielaufbaus, Anlaufverhaltens oder Ausführens von Standardsituationen.

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Ausblick

 

28. Kommunikation von Spielanalysedaten

Das Zitat aus Nate Silvers Bestsellerbuch „The Signal and the Noise“ beschreibt anschaulich den Kern dieses Kapitels. Es ist nämlich nicht damit getan, immer mehr Daten zu generieren und zu erheben, sondern es müssen vernünftige Schlüsse aus diesen Daten gezogen werden. Anschließend müssen diese Schlüsse oder Ergebnisse der Spielanalyse kommuniziert und weitergegeben werden, um Training und Wettkampf zielgerichtet zu modifizieren. Unglücklicherweise werden diese beiden Aspekte (Interpretation von Spielanalyseergebnissen und Kommunikation bzw. Integration von Spielanalyseergebnissen in das Wettkampfgeschehen) wenig bis gar nicht im Sport thematisiert.

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29. Grenzen der Spielanalyse

In den vorangegangenen Kapiteln wurden verschiedenste Aspekte der Spielanalyse behandelt und den Spielanalysten wertvolle Informationen an die Hand gegeben, um Erkenntnisse aus dem Spiel abzuleiten. Doch auch die Spielanalyse unterliegt natürlichen Grenzen und insbesondere ist es möglich, dass bei der Analyse falsche Schlüsse gezogen werden. Ein guter Spielanalyst sollte daher nicht nur ein profundes Wissen über alle relevanten Aspekte des jeweiligen Sportspiels haben, sondern sich zudem der Grenzen der Spielanalyse und seiner eigenen Limits bewusst sein.

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30. Spielanalyse in 2030

Wie in ► Kap. 1 und ► 2 gezeigt wurde, hat sich die Spielanalyse in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt und verschiedene Methoden und analytische Herangehensweisen ausgebildet. Ausgehend z. B. von den frühen Untersuchungen von Reep und Benjamin (Reep & Benjamin, 1968) im Fußball wurde zunächst mittels einfacher Aufzählungen von Pässen und Toren eine erste Herangehensweise entwickelt. Die grundsätzliche Einsicht dieser frühen Arbeiten war dementsprechend, dass durch eine a priori definierte Systematik eine bessere Analyse des Spielgeschehens möglich wurde, als dies vorher der Fall war. Ausgehend aus dieser einfachen Einsicht hat sich die Spielanalyse im Laufe der Zeit zunehmend weiterentwickelt und ist mittlerweile als eigenständigen Teildisziplin innerhalb der Sportwissenschaften etabliert. Wahrscheinlich wären Reep und Benjamin selbst überrascht, welchen Umfang Spielanalysen in den verschiedenen Sportdisziplinen mittlerweile angenommen haben. In dem vorliegenden Kapitel wird der Versuch unternommen, basierend auf den bisherigen Trends eine Extrapolation in Zukunft durchzuführen. Im Nachfolgenden wird diesbezüglich auf vier mögliche (wahrscheinliche) Entwicklungen eingegangen.

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