Begriff | Erklärung |
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Adenosintriphosphat (ATP) | Das entscheidende Molekül zur Energiegewinnung. Es besteht aus Adenosin (= Adenin + Ribose) und drei Phosphatbindungen. |
Aktionspotenzial | Beim Aktionspotenzial kommt es an einer Synapse zu einer Änderung des Membran-potenzials, um eine elektrische Erregung weiterzuleiten. |
Angst (bzw. Zustandsangst) | Momentaner psychischer Zustand, der durch Bedrohungs- und Spannungszustände gekennzeichnet ist, mit einer körperlichen Aktivierung einhergeht und in Situationen auftritt, die als bedrohlich eingeschätzt werden. |
Anthropologie | Wissenschaft und Lehre vom Menschen. Es handelt sich um eine Querschnittswissenschaft, zusammengesetzt aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachgebieten und Perspektiven auf den Menschen. |
Antizipation | Die gedankliche Vorwegnahme eines (Bewegungs-)Ereignisses mit dem Ziel, die eigene motorische Handlung adäquat daran ausrichten zu können. |
Athletik | Neben s. Gymnastik Bezeichnung für die Übungen und Wettkämpfe (Agone) von Athleten in der griechischen Antike. In der Gegenwart wird der Begriff ebenfalls für Leistungssportlerinnen und -sportler verwendet. Als Schwer- und Leichtathletik wird er als Bezeichnung einer Sportart bzw. von Sportartengruppen verwendet |
Aufgaben | Bilden die kleinste methodische Maßnahme im Unterricht oder Training. Sie dienen sowohl der organisatorischen Durchführung von Lern- und Übungsprozessen als auch der Förderung spezifischer Kompetenzen. |
Aufmerksamkeit | Durch das Ausblenden/Abschwächen einiger (interner/externer) Stimuli werden verhaltensrelevante Stimuli verstärkt wahrgenommen. Dies ermöglicht die Fokussierung auf einen Sachverhalt. Siehe auch Konzentration. |
Ballsport | Spiele mit einem Ball mit sportiver Ausrichtung. Eine Sportart, bei der ein Ball jeglicher Form das Spiel- und Sportgerät darstellt. Ballsportarten können Mannschafts- (z. B. Fußball) oder Individualsport (z. B. Golf) sein. |
Befragung | Methode der Datenerhebung, bei der Forschende gezielte Fragen stellen, um aus Antworten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern Daten zu gewinnen. Befragungen können mündlich in Form von Interviews (persönlich, telefonisch, online) oder schriftlich über Fragebögen (Paper and Pencil, online) durchgeführt werden. |
Beobachtung | Kontrollierte direkte oder indirekte Wahrnehmung mit den Wahrnehmungssinnen, ggf. vermittelt durch speziell konstruierte Beobachtungs-, Mess- oder Erhebungsinstrumente (indirekte Beobachtung). |
Bewegtes (lokales) Koordinatensystem | s. Koordinatensystem. |
Bewegungsapparat | Besteht aus einem passiven (Skelett, Knochen und Knochenverbindungen) und einem aktiven Teil (Muskulatur, Sehnen). Entscheidend ist die Kopplung zwischen dem Skelett- und dem Muskel-Sehnen- System. Nahezu die gesamte quer gestreifte Muskulatur ist an Skelettteilen angeheftet. |
Bewegungskoordination | Bezeichnet den bewegungsbezogenen Prozess und das Produkt motorischer Kontrollprozesse. |
Bewegungsspiel | Spiel, bei dem die körperliche Aktivität im Fokus steht – im Unterschied etwa zu Denk- oder Sprachspielen. |
Bewegungsübertragung | Der Impulserhaltungssatz gilt auch bei Impulsübertragungen im Sinn von Bewegungsübertragungen bei (Teil-)Bewegungen des menschlichen Körpers. Man unterscheidet freie Bewegungsübertragungen von einem (freien) Körper auf einen anderen (freien) Körper (z. B. Impulsübertragung vom Kopf auf den Fußball beim Kopfstoß) und segmentale Bewegungsübertragungen von einem Körpersegment auf ein benachbartes Körpersegment (z. B. Impulsübertragung vom Oberarm auf den Unterarm beim Wurf). Unter einer segmentalen Bewegungsübertragung versteht man einen biomechanischen Vorgang, bei dem durch aktiven Muskeleinsatz die Geschwindigkeit eines Körpersegments verändert wird und sich dadurch die Geschwindigkeit eines benachbarten Segments in Abhängigkeit der Massenverhältnisse der Segmente indirekt proportional verändert. Würfe sind Beispiele für segmentale Bewegungsübertragungen. |
Bildung | Bezeichnet die Entwicklung des Menschen und seine Selbstgestaltung in der aktiven Auseinandersetzung mit den Gegenständen und Werten der Kultur. Der Begriff Bildung ist auf den deutschen Sprachraum begrenzt. (Physical) Education ist der analoge englische Begriff zur (körperlichen) Bildung und Erziehung im und durch Sport (im weiten Sinn). Bildung ist ein Begriff aus der geisteswissenschaftlichen Pädagogik. Er ist normativ besetzt. Sozialisation, Lernen und Entwicklung sind dagegen sozialwissenschaftliche Begriffe, die Bildungs- und Erziehungsprozesse empirisch wertfrei zu beschreiben versuchen. Siehe auch Erziehung. |
Biomechanik | Wissenschaftliche Disziplin, die sich mit den auf biologische Systeme wirkenden und innerhalb dieser Strukturen auftretenden Kräfte sowie deren Wirkungen beschäftigt. Die Kraftwirkungen können im mechanischen und/oder biologischen Sinn erfolgen. |
Chancengleichheit | Bedeutet im Sport, dass zum Zweck eines fairen und spannenden Wettkampfs formal gleiche Ausgangsbedingungen für alle Konkurrenten geschaffen und die gleichen Handlungsmöglichkeiten erlaubt werden. Deshalb werden unterschiedliche Wettkampfklassen eingeteilt, z. B. nach Alter, Geschlecht und Gewicht sowie im Sport von Menschen mit Behinderungen in verschiedene Kategorien der körperlichen Einschränkungen. Chancengleichheit ist nicht zu verwechseln mit Chancengerechtigkeit, bei der es darum geht, jedem Einzelnen in seinen spezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten gerecht zu werden. |
Choreografie | Dieser Begriff bezeichnet, abgeleitet von seinem griechischen Ursprung choros („Tanzplatz“, „Tanzschar“) und graphéin („schreiben“), die schriftliche Fixierung, die Notation von Bewegungsabläufen, insbesondere im Tanz. In einem offeneren Verständnis nutzen der Tanz und die Tanzwissenschaft das Choreografieren im übertragenen Sinn als Raumschrift, als Schreiben des tanzenden Körpers im Raum. |
Chronisch | Im Zeitverlauf auftretend, langsam verlaufend, langwierig, z. B. eine Stressfraktur durch eine langwierige Überlastung. Chronische Erkrankungen oder Verletzungen halten über lange Zeiträume an. |
Dritter-Sektor-Organisation | Bereich zwischen den gesellschaftlichen Sektoren Staat, Markt und Familie. Dritter-Sektor-Organisationen wie z. B. Sportvereine basieren auf Freiwilligenarbeit und der Bereitschaft zur Selbsthilfe. Sie stellen wohlfahrtsrelevante Güter und Leistungen bereit, ohne sich auf eine Gewinnmaximierung zu fokussieren. |
Diastole | Der Herzzyklus besteht aus den beiden Phasen Diastole und s. Systole. Während der Diastole entspannt sich der Herzmuskel, bevor sich die Ventrikel mit Blut füllen. |
Drehimpulserhaltungssatz | Besagt entsprechend dem s. Impulserhaltungssatz, dass in einem abgeschlossenen System der Gesamtdrehimpuls konstant ist. Diese Aussage ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass der Gesamtdrehimpuls innerhalb eines Systems nur durch äußere Drehmomente verändert werden kann. |
Dropout | Frühzeitiger Ausstieg aus dem Sport. Im Sportsystem wird der Dropout-Begriff oft mit negativer Konnotation verwendet, vermutlich, weil der Ausstieg junger Sportlerinnen und Sportler als Verlust für das Sportsystem gesehen wird. |
Dualismus | Der Mensch wird als ein Wesen gesehen, das aus Leib und Seele, Körper und Geist besteht. Diese Gegenüberstellung (Dualismus) geht auf die antike Philosophie zurück. |
Dynamik | Die Dynamik ist ein Teilgebiet der Mechanik, die sich mit den eine Bewegung verursachenden Mechanismen (Kräfte und Momente) beschäftigt und sich in die Bereiche Statik und Kinetik gliedert. Siehe auch Kinetik und Statik. |
Dynamische Systemtheorie | Im systemischen Ansatz der dynamischen Systemtheorie wird sichtbares Bewegungsverhalten als Resultat einer selbstorganisierten Musterbildung aus einer Vielzahl von Systembestandteilen verstanden. Bewegungslösungen entstehen in der Interaktion aus Aufgabe, Sportler und situativer Umwelt und bleiben stets variabel. |
Ehrenamtlichkeit (im Sportverein oder -verband) | Häufig unbezahltes Engagement, wodurch Leistungen für einen Sportverein bzw. dessen Mitglieder erbracht werden. |
Elektromyografie (EMG) | Biomechanische Messmethode zur Aufzeichnung myoelektrischer Signale. Sie erfasst elektrische Spannungsänderungen, die durch biochemische Zustandsänderungen an der Muskelmembran entstehen. Meistens als Oberflächen-EMG: Messungen an der Haut geben Aufschluss über myoelektrische Vorgänge in der Muskulatur. Die myoelektrischen Spannungsänderungen werden als Elektromyogramm (ebenfalls EMG) dargestellt. |
Emotionen | Zeitlich begrenzte Gefühlszustände als Antworten auf positive oder negative Bewertungen persönlich bedeutsamer Situationen oder Ereignisse, die mit qualitativen Veränderungen des subjektiven Erlebens, Ausdrucks, Verhaltens sowie mit physiologischen Veränderungen einhergehen. |
Empirie | Methoden der Erkenntnisgewinnung, die sich auf reale Tatsachen und Erfahrungen stützen. Empirisch gewonnene Erkenntnisse sind idealerweise unabhängig und unbeeinflusst durch die subjektive Wahrnehmung des Beobachters. |
Enhancement | Begriff für das Streben von Menschen, ihre körperlichen, geistigen und psychischen Leistungen und Leistungsvoraussetzungen zu steigern. Im engeren Sinn des Sports bedeutet Enhancement die Verwendung pharmakologischer, medizinischer oder technischer (insgesamt also: nichtnatürlicher) Mittel zur Leistungssteigerung. In diesem Sinn ist Doping ein Unterbegriff von Enhancement, die Verwendung legaler Substanzen (z. B. Kreatin) ebenfalls, das Einhalten einer Diät mit optimierter Zufuhr von Nährstoffen allerdings nicht. |
Entwicklung | Relativ überdauernde Veränderungen des Verhaltens, der Verhaltensmöglichkeiten und des Erlebens über die Zeit, mit besonderer Orientierung am Lebensalter. In der Entwicklungspsychologie bzw. -wissenschaft geht es um die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage solcher Prozesse. |
Epidemiologische Transition | Veränderungen des Krankheits- und Todesursachenspektrums im Kontext des sozialen und gesellschaftlichen Wandels seit dem 19. Jahrhundert werden als epidemiologische Transition bezeichnet. Zentrales Merkmal dieses Wandels ist der Zuwachs chronisch-degenerativer Erkrankungen als Todesursache. |
Ergometrie | Durch ergometrische Methoden können die aktuelle körperliche Leistungsfähigkeit und die Belastbarkeit sowie das Herz-Kreislauf-System untersucht werden. Zudem kann die Ergometrie der Trainingssteuerung dienen. |
Erziehung | Zielt ausgehend von den Anforderungen der Gesellschaft auf die Strukturierung des Denkens, Fühlens und Handelns. Bezogen auf das Feld des Sports bedeutet das die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, Einstellungen und Kenntnissen in Bezug auf Körper, Bewegung, Spiel und Sport. Siehe auch Leibeserziehung. |
Erziehungs-/Führungsstile | Beschreiben allgemeine Verhaltensweisen von Lehr- oder Führungskräften in der Arbeit mit Einzelnen und Gruppen. Üblicherweise werden autoritäre, demokratische und Laissez-faire-Führungsstile unterschieden. |
Ethik | Wissenschaft von Werten, Normen, Regeln und Moral. Als Teildisziplin befasst sie sich mit der Analyse moralischen Handelns sowie unterschiedlicher Wertsysteme. |
Ethos | Bestimmte sittlich-moralische Haltung, z. B. das christliche Ethos oder das Ethos des Sports oder der Wissenschaft. |
Expressivität | Neben der rituell-darstellenden Dimension von Bewegungen ist die ausdrückend-expressive Form ein zentrales Merkmal von Bewegungsgestaltungen. Die Ausstrahlung eines Menschen und ein bewusst hergestellter Ausdruck durch die Gestaltung von Bewegungen erhalten so eine mitteilende Funktion. |
Evolution | Eine von Charles Darwin (1809–1882) entwickelte Theorie der Entstehung und Entwicklung der biologischen Arten, zu denen auch der Mensch gehört. Die biologische Evolution, die auch die Entwicklung des Menschen beinhaltet, ist von seiner kulturellen Entwicklung zu unterscheiden. |
Fairplay | Bedeutet ursprünglich, >>schön<< zu spielen und Sport zu treiben. Zur Fairness gehört in erster Linie, dass jeder oder jede auf der Grundlage der Chancengleichheit an Wettkämpfen im Sport teilnehmen kann und damit die Verpflichtung eingeht, sich an die Regeln und Normen dieses Sports zu halten. Fairplay beinhaltet darüber hinaus eine Grundeinstellung, Chancengleichheit und Respekt vor dem Gegner zu wahren. Die Regeln des Sports selbst müssen dem Prinzip Fairness entsprechen. Fairplay/Fairness ist eine über den Sport hinausgehende, übergreifende ethische Norm moderner Gesellschaften. Sie soll den fairen und respektvollen Umgang miteinander regeln. |
Figuration | Spezifische soziale >>Verflechtungsordnung<<, durch die das Zusammenleben der Menschen und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten geregelt sind. Nach Norbert Elias ist Sport Teil eines Entwicklungsprozesses dynamisch wechselnder Figurationen. |
Flow | Reflexionsfreier psychischer Zustand während einer Handlung, der durch gänzliches Aufgehen in einer glatt laufenden Tätigkeit gekennzeichnet ist, bei der man trotz hoher Anforderungen an die Handlungssteuerung das Gefühl hat, den Geschehensablauf unter Kontrolle zu haben. |
Forschungsdesign | Legt fest, wie in wissenschaftlichen Studien die empirische Fragestellung (Theorie, Hypothese) untersucht werden soll: bei wem (Stichprobe, Grundgesamtheit) welche Merkmale wie (Methode der Datenerhebung), wo (z. B. Feld- oder Labor-Setting), wann und wie häufig (einmalig, mehrmalig, stetig) erfasst werden sollen. |
Frequenzanalyse | Methode, um die Frequenzanteile in einem Signal zu bestimmen, z. B. bei Elektromyografie (EMG). Beim EMG erlauben Frequenzanalysen z. B. mittels der mittleren oder der Medianfrequenz Abschätzungen der aktivierten Muskelfasertypen und die Veranschaulichung von Ermüdungsprozessen. |
Gestalten | Gehört neben dem Spielen, Leisten und Wetteifern zu den zentralen Handlungsformen in Bewegung, Spiel und Sport. Kennzeichnend ist die Formgebung von Bewegungen. |
Gestaltung | Der Begriff der Gestaltung umfasst sowohl den Prozess als auch das Produkt des Gestaltens einer Bewegung mit dem Ziel des Ausdrucks und bezieht sich damit sowohl auf den Such- und Findungsprozess als auch einen (geplanten, choreografierten oder spontanen) Bewegungsentwurf und ein wiederholbares Ergebnis. Im Sport wird der Begriff der Bewegungsgestaltung im Zusammenhang mit kompositorischen Sportarten und Bewegungsfeldern wie Tanzen, Gymnastik, Turnen, Trampolinspringen, Eiskunstlaufen etc. benutzt. |
Gesundheitsförderung | Gesundheit wird hergestellt oder erhalten, indem Gesundheitsressourcen auf verschiedenen Ebenen (sowohl in der Umwelt als auch in der Person) aufgebaut oder stabilisiert werden, um Krankheitsrisiken entgegenzuwirken und gleichzeitig die gesunden Anteile Betroffener zu stärken. |
Gesundheitskompetenz | Fähigkeit, eigenverantwortlich mit der eigenen Gesundheit umgehen zu können, und ist damit ein wichtiger Ansatzpunkt für eine Strategie der individualisierten Gesundheitsförderung im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz (health literacy) hat drei Komponenten – die Bewegungskompetenz, die Steuerungskompetenz und die Selbstregulations-kompetenz –, die eine kompetente Teilhabe an gesundheitlich orientierten Bewegungsaktivitäten fördern sollen. Personen mit einer geringen Gesundheitskompetenz gelten als anfälliger für Krankheiten sowie hinsichtlich der Wahrnehmung und Verarbeitung von Stresssituationen. |
Gesundheitssport | Das etwa seit Mitte der 1990er-Jahre speziell in Deutschland entwickelte Konzept von Gesundheitssport ist ein bewegungszentrierter Ansatz zur Gesundheitsförderung. Gesundheitssport hat sich zu einem eigenen Modell des Sports zum Zweck der Pflege und Förderung der Gesundheit bei Zielgruppen mit besonderen Risiken, Problemen und Erkrankungen entwickelt. |
Grundgesamtheit (Population) | In der Forschung die nach vorheriger Kategorisierung und inhaltlicher Abgrenzung eindeutig bestimmte Menge von Individuen, Fällen, Objekten oder Ereignissen, auf die sich die Aussagen einer Untersuchung beziehen soll. |
Gruppe (bzw. Kleingruppe) | Zwei oder mehr Personen, die sich selbst als zu der Gruppe zugehörig beschreiben und sich der anderen Gruppenmitglieder bewusst sind. |
Gymnastik | Neben s. Athletik Bezeichnung für Leibesübungen und körperliche Erziehung in der Antike. Der Begriff wurde von der Aufklärungspädagogik bzw. den Philanthropen seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert neu entdeckt. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Gymnastik zu einem spezifischen Fachgebiet der körperlichen Erziehung und des Sports. |
Habitus | Nach Norbert Elias das von historischen und sozialen Prozessen geprägte Verhalten sowie die körperliche und geistige Haltung. Der Habitus eines Individuums ist bedingt durch dessen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Figuration (s. Figuration). Pierre Bourdieu bezeichnete das gesamte Auftreten (z. B. Aussehen, Sprache, Verhalten, Umgangsformen, Geschmack) einer Person als Habitus. |
Hauptamtlichkeit | Vertraglich geregelte und bezahlte Mitarbeit im Sportverein. Im Unterschied zum Hauptamt steht das Ehrenamt unter einem geringen Sanktionsdruck und hat typischerweise keinen formell geregelten Aufgabenbereich. |
Hermeneutik | Theorie und Methode des Verstehens von Texten sowie im weiteren Sinn Phänomenen von Kultur und Gesellschaft (Phänomenologie). |
HEPA (Health Enhancing Physical Activity) | Konzept zur Integration von Bewegung und körperlichen Aktivitäten neben Sport und Freizeit auch in den Alltag (z. B. Beruf, Hausarbeit, Fortbewegung). |
Heterostase | Die Störung der Homöostase durch reizwirksame und funktionsspezifische körperliche Belastungen, die bei langfristiger Wiederholung zu einer Optimierung der Regelungsqualität und der Funktionskapazität führt. |
Homöostase | Der ungestörte Gleichgewichtszustand des menschlichen Organismus, der durch selbstregulatorische nervale und hormonelle Mechanismen aufrechterhalten wird. |
Hyaliner Knorpel | Kommt in Bindegewebshaften, Gelenkscheiben und Gelenklippen vor und hat eine sehr geringe Reibung. Auf den Gelenkoberflächen spielt er eine wichtige Rolle im Bewegungsapparat, um eine optimale funktionelle Kongruenz der Gelenksegmente zu sichern, den Gelenkdruck an den Knochen weiterzuleiten und vor allem die Gleit- bzw. Rollreibungskoeffizienten zu minimieren. |
Hypothese | Formulierung eines (idealiter kausalen) vermuteten Zusammenhangs zwischen mindestens zwei Ereignissen. Eine Hypothese wird i. d. R. über einen Konditionalsatz – >>wenn, dann<< bzw. >>je, desto<< – formuliert, der über den Einzelfall hinausweist und durch Erfahrungsdaten falsifizierbar ist bzw. an anerkannten empirischen Gesetzmäßigkeiten scheitern kann. |
Ideomotorik | Meint die geistige Vorwegnahme einer motorischen Handlungsausführung und der mit ihr verbundenen Konsequenzen zusammen mit dem Wunsch, dass diese Konsequenzen eintreten mögen. Diese (situationsangepasste) geistige Vorwegnahme ist Voraussetzung für die Initiierung einer Bewegung. |
Impulserhaltungssatz | Besagt, dass in einem abgeschlossenen System der Gesamtimpuls im Sinn der Summe aller Teilimpulse konstant ist. Der Impuls eines Körpers kann demnach nur durch die Einwirkung äußerer Kräfte verändert werden. Siehe auch Drehimpulserhaltungssatz. |
Informationsverarbeitung | In kognitiven oder Informationsverarbeitungsansätzen wird menschliche Bewegungskontrolle nach dem Vorbild des Computers modelliert, indem sichtbares Bewegungsverhalten als das Produkt der Aufnahme, der Speicherung, des Abrufs und der Ausgabe von Information verstanden wird. |
Interaktionismus | Dynamisch-interaktionistische Entwicklungskonzepte verstehen die Entwicklung des Menschen als einen Prozess, der sich durch Wechselwirkungen innerhalb der Person, innerhalb der Umwelt und zwischen Person und Umwelt auszeichnet. |
Interview | s. Befragung |
Kinematik | Teilbereich der Mechanik, die sich mit räumlich-zeitlichen Ausprägungen der Bewegung von Massenpunkten oder Körpern beschäftigt. Beschreibungsmerkmale sind u. a. Wege, Positionen, Winkel und Winkelgeschwindigkeiten. |
Kinemetrie | Befasst sich mit der Erfassung, Analyse und Darstellung kinematischer (d. h. räumlich-zeitlicher) Merkmale bei Haltungen und Bewegungen. |
Kinetik | Befasst sich mit Kräften, die eine Bewegung (Translation oder Rotation), d. h. eine räumliche Veränderung des Körpers, verursachen. Siehe auch Dynamik und Statik. |
Kollagene Fasern | Kollagen ist ein faserig aufgebautes, wasserunlösliches Protein mit sehr hoher Zugfestigkeit. Kollagen vom Typ I macht ca. 80 % allen Kollagens aus und kommt vor allen Dingen in den Bindegewebsstrukturen vor, die unter großen Zugbeanspruchungen stehen (Kapselbänder, Aponeurosen, Sehnen). Auch Knochen sind überwiegend aus diesem Kollagentyp aufgebaut. Entscheidenden Anteil an der mechanischen Festigkeit des Kollagens haben die Brückenbindungen (Crosslinks) zwischen den einzelnen Aminosäureresten des Tropokollagens. |
Kompetenzen | Erlernbare kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Lösung spezifischer Probleme sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten. In der Sportpädagogik werden die Sach-, Sozial-, Methoden- und Selbstkompetenzen sowie spezifisch für Schulsport außerdem Schulentwicklungskompetenzen unterschieden. |
Komposition | Entsteht aus der Zusammensetzung einzelner Elemente zu einem Ganzen. In Bewegungskompositionen, z. B. in kompositorischen Sportarten wie Turnen, Gymnastik, Tanz oder Eiskunstlaufen, werden die Gestaltungsabsichten über den Aufbau, die Reihung und die Beziehung einzelner Gestaltungselemente zueinander zusammengestellt und festgelegt. |
Konnektionismus | Im systemischen Ansatz des Konnektionismus wird sichtbares Bewegungsverhalten als das Produkt massiv parallel-verteilter Aktivierungsprozesse verstanden, modellierbar nach dem Vorbild des zentralen Nervensystems in künstlichen neuronalen Netzen. |
Konzentration | Willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit für eine längere Zeitspanne auf bestimmte Bereiche des Wahrnehmungsfelds. Siehe auch Aufmerksamkeit. |
Koordinatensystem | Ortsfeste und bewegte Koordinatensysteme dienen als Bezugssysteme zur Abbildung, Beschreibung und Analyse von Bewegungen. Ein ortsfestes (globales) Koordinatensystem hat einen ortsfesten Ursprung und ortsfeste Achsen. Im Gegensatz dazu werden in einem bewegten (lokalen) Koordinatensystem Koordinatenursprung und Koordinatenachsen an einem Körper oder Segment >>festgemacht<<, und es ist somit im Raum beweglich. Lokale Koordinatensysteme verändern ihre Positionen und Richtungen analog zur Bewegung des betreffenden Referenzkörpers im Raum. |
Körperkultur | Überbegriff für kulturell und sozial geprägte Formen und Inhalte des Umgangs mit dem Körper. >>Sozialistische Körperkultur<< war zentraler Begriff für die Bezeichnung von Leibesübungen, Turnen, Spiel und Sport in der Arbeiterbewegung/-kultur und in sozialistischen und kommunistischen Ländern, insbesondere in der DDR. |
Körperlose Gesellschaft | In der Körpersoziologie verwendeter Begriff, mit dem die zunehmende Körperdistanzierung in modernen, von Technik, Industrie und (digitalen) Medien geprägten gesellschaftlichen Entwicklungen gemeint ist. Komplementär dazu steht der Sport als den Körper thematisierendes gesellschaftliches Phänomen. |
Kritischer Rationalismus | Auf Karl Popper (1902–1994) zurückgehende Methode wissenschaftlichen Arbeitens, die darauf beruht, jede Erkenntnis kritisch und rational zu prüfen, diese ggf. zu korrigieren und nach neuen Erkenntnissen zu streben. |
Laktat | Stoffwechselprodukt aus der Glykolyse, das neben einem Wasserstoffion aus Pyruvat entsteht und sich während intensiver sportlicher Belastung anreichert. |
Lebenswelt | Umfasst die individuellen und sozialen, naturbedingten und kulturellen Gegebenheiten, in die das menschliche Leben eingebettet ist. Der Begriff bezieht sich sowohl auf die objektiven Lebens- und Erfahrungsbedingungen als auch auf das subjektive Erleben und Empfinden der Menschen. |
Leibeserziehung | Körperliche Erziehung. Seit den 1920er-Jahren entwickelte sich Leibeserziehung zum Fachbegriff für die körperliche Erziehung an Schulen. Der Begriff wurde als Physical Education ins Englische und in andere Sprachen übernommen. |
Leibesübungen | Übungen, die körperlich ausgeübt werden. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff als Kompromiss zwischen dem nationalen Modell von Leibesübungen unter der Bezeichnung Turnen einerseits und dem britisch-englischen Konzept des Sports andererseits benutzt. Die Verwendung des Begriffs Leib statt Körper verweist auf christlich-religiöse und idealistische Traditionen, denen zufolge der Leib ein beseelter Körper ist. Siehe auch Leibeserziehung. |
Leibsein und Körperhaben | Begriffspaar aus der philosophischen Anthropologie, mit dem unterschiedliche Körperbeziehungen bezeichnet werden: Leibsein als Situationen des Übereinstimmens von Körper, Geist und Seele sowie Körperhaben als Situationen des herausgehobenen Wahrnehmens und Empfindens des Körpers und der Körperlichkeit. |
Leichtbauprinzip | Konstruktionsprinzip von Röhrenknochen, bei dem durch Querschnittsvergrößerung und röhrenförmige Geometrie die Beanspruchung (z. B. Biege- und Torsionsspannungen) insbesondere in den Randzonen der Struktur reduziert und die Masse der Struktur gering gehalten wird. |
Leistungsdiagnostik | Maßnahmen, Tests und Testverfahren, die zur Analyse sportmotorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten, der individuellen Leistungsfähigkeit und der Leistungsveränderungen im Trainings-, Reifungs- und Wachstumsprozess sowie zur Aufklärung der Trainings-, Leistungs- und Wettkampfstruktur beitragen. |
Leistungsmotivation | Gesamtheit aller aktuellen emotionalen und kognitiven Prozesse, die in der individuellen Auseinandersetzung mit den Kriterien einer Leistungssituation angeregt werden. |
Lernen | Bezeichnet eine relativ überdauernde Veränderung des Verhaltenspotenzials aufgrund von Erfahrungen. Es kann zwischen formellen und informellen Lernprozessen bzw. formalem und nonformalem Lernen unterschieden werden. |
Lernort | Umfasst alle formellen und informellen Räume, in denen Lernen stattfindet. Ein Lernort muss nicht unbedingt mit pädagogischen Zielsetzungen verbunden sein, sofern er eine lernanregende Wirkung auf die Menschen hat. |
Luftwiderstand und aerodynamischer Auftrieb | Bewegt sich ein Körper in der Luft, wirken auf ihn Luftwiderstand und aerodynamischer Auftrieb als Reaktionskräfte. Der Luftwiderstand wirkt immer gegen die Bewegungsrichtung (momentane Richtung des Geschwindigkeitsvektors), der aerodynamische Auftrieb wirkt normal dazu. Beide Luftkraftkomponenten sind von der Relativgeschwindigkeit der den Körper umströmenden Luft, der Widerstandsfläche, der Dichte der Luft sowie der Form und Oberflächenbeschaffenheit des Körpers (Widerstands- bzw. Auftriebsbeiwert) abhängig. |
Mannschaftssport | Sportart, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer definierten Gruppe als Mannschaft gemeinsam gegen eine andere Mannschaft im Wettkampf antreten. |
Mechanische Leistung | In der Physik definiert als Arbeit pro Zeiteinheit für Translationen bzw. bei Rotationen als Rotationsarbeit pro Zeiteinheit. Darüber hinaus kann Leistung auch definiert werden als Produkt aus Kraft und Geschwindigkeit (Translationen) bzw. als Produkt aus Drehmoment und Winkelgeschwindigkeit (Rotationen). Alle Formen der Leistung haben die Einheit Watt und können prinzipiell ineinander übergeführt werden. |
Metaanalyse | Statistisches Verfahren, um die Ergebnisse verschiedener Studien mit derselben Fragestellung und vergleichbaren Verfahren der Datenerhebung quantitativ in einer statistischen Analyse zusammenzufassen. |
Methoden | Unter wissenschaftlichen Methoden versteht man die in der Scientific Community allgemein gültigen und akzeptierten Verfahrensweisen, Techniken, Lösungswege und Auswertungsroutinen zur wissenschaftlichen Ergründung und Prüfung von Theorien und Hypothesen (Methoden der Stichprobenziehung, Datenerhebung und Datenanalyse). |
Motivation | Aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzugs eines Menschen auf einen von ihm positiv bewerteten Zielzustand. |
Motorische Entwicklung | Betrifft altersbezogene dauerhafte Veränderungen motorischer Kontrollprozesse. |
Motorische Kontrolle | Betrifft die internen Steuerungs-und Regelungsmechanismen, die äußerlich sichtbarem Bewegungsverhalten zugrunde liegen. |
Motorisches Lernen | Betrifft erfahrungsbedingte dauerhafte Veränderungen von Kompetenzen für motorische Kontrollprozesse. |
NADA (Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland) | Gegründet im Jahr 2002 mit Sitz in Bonn. Die Aufgabe der NADA ist vor allem die Umsetzung eines einheitlichen Dopingkontrollsystems im Rahmen des Welt-Anti-Doping-Codes (s. WADC) in Deutschland sowie die Erteilung medizinischer Ausnahmegenehmigungen. |
Nationalismus | Zentrale Ideologie der seit dem 19. Jahrhundert sich entwickelnden Nationalstaaten. Im Mittelpunkt steht die Nation bzw. das >>Vaterland<< (Patriotismus) und das Volk/die Bevölkerung. Körperliche Erziehung, Spiel und Sport waren und sind Teil nationalistischer Ideologien. |
Newton’sche Gesetze | Trägheitsgesetz: Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung, der nur dann geändert werden kann, wenn eine äußere Kraft auf den Körper einwirkt. Aktionsgesetz (Grundgesetz der Mechanik): Die Änderung des Bewegungszustands eines massebehafteten Körpers ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht längs der Wirkungsrichtung dieser Kraft. Reaktionsgesetz: Kräfte treten immer paarweise auf. Übt ein Körper A auf einen anderen Körper B eine Kraft aus (actio), so wirkt eine gleich große, entgegengesetzt gerichtete Kraft von Körper B auf Körper A (reactio). |
Olympische Spiele | In der Antike Bezeichnung für die Kultfeste in Olympia. Die Olympischen Spiele der Neuzeit wurden erstmals 1896 in Athen durchgeführt und finden bis heute regelmäßig alle vier Jahre im zweijährigen Rhythmus von Sommer- und Winterspielen statt. |
Olympismus | Idee des olympischen Sports und der Olympischen Spiele. |
Ortsfestes (globales) Koordinatensystem | s. Koordinatensystem. |
Pädagogische Perspektiven | Pädagogisch-didaktische Thematisierungen, die verschiedene Zielsetzungen und Sinngebungen im Kontext von Bewegung, Spiel und Sport in ausgewählten Bewegungsfeldern und Sportbereichen strukturiert abbilden sollen. Der Begriff ist in der handlungstheoretisch begründeten Sportdidaktik an die Stelle bildungstheoretischer Begriffe wie Bildungsinhalt, Bildungsgehalt oder Bildungsmotive getreten. Die Mehrperspektivität ist ein Gestaltungsprinzip des erziehenden Schulsports. |
Paidotriben | Lehrer der Gymnastik, die die Athleten anleiteten. |
Parasympathikus | s. Sympathikus |
Pathogenese | In der Pathogenese werden aus klassischer medizinischer Sicht die Ursachen von Krankheiten erforscht. Hierzu zählen seit den 1970er-Jahren auch die chronisch-degenerativen Erkrankungen. Für die Entstehung von Erkrankungen werden neben körperlichen und sozialen Ursachen auch so genannte Risikofaktoren verantwortlich gemacht. |
Performance | s. Sportliche Leistung |
Performance (in der Gestaltung von Bewegungen) | In Performances lassen sich der Gestaltungsprozess und das Gestaltungsprodukt nicht mehr voneinander trennen. Beide zeigen sich in der Aufführung und entstehen durch die körperliche Gegenwärtigkeit und Präsenz der beteiligten Akteure. Unvorhersehbarkeit und Ereignishaftigkeit, beobachtende oder aktive Teilnahme sind kennzeichnende Merkmale performativen Gestaltens. |
Persönlichkeit | Gesamtheit aller situativ relativ stabilen und den Zeitablauf überdauernden individuellen Besonderheiten im Erleben und Verhalten eines Menschen. |
Politische Leibeserziehung | Unter nationalsozialistischer Herrschaft (1933–1945) wurde der aus den 1920er-Jahren stammende Begriff der Leibeserziehung durch das Attribut >>politisch<< ergänzt und meinte deshalb eine Leibeserziehung im Sinne und nach den ideologischen Vorgaben des NS-Staates. |
Prävention | Maßnahmen zur Vermeidung, Verzögerung oder Verminderung des Auftretens von Krankheiten oder unerwünschten körperlichen und/oder psychischen Zuständen sowie von deren Risikofaktoren und Risikoverhalten. |
Psychoökologie | Im systemischen Ansatz der Psychoökologie wird sichtbares Bewegungsverhalten als Resultat eines Zusammenhangs von Wahrnehmung und Handlung verstanden, der sich in aufgabenspezifischen Person-Umwelt-Relationen niederschlägt. Die Umwelt wird dabei als bedeutungsgeladen und verhaltensauffordernd verstanden. |
Rationalität | Nach Max Weber ein Prinzip der modernen Gesellschaft und Wissenschaft, die an der Vernunft ausgerichtet sein müssten. |
Reibung | Kraft (Reibungskraft), die bei Kontakt bzw. Bewegung zweier Körper auftritt. Sie wirkt immer entgegen die Bewegungsrichtung der beiden Körper. Sie kann als Haftreibung bei ruhenden Körpern, Gleitreibung bei translatorisch bewegten Körpern und als Rollreibung bei rotatorisch bewegten Körpern auftreten. |
Rekrutierung (bei Muskelkontraktionen) | Bezieht sich auf die Anzahl und die Reihenfolge der aktivierten motorischen Einheiten. Niedrige Kraftanforderungen an einen Muskel werden nur von den kleinen motorischen Einheiten realisiert. Steigen die Anforderungen an die zu entwickelnde Kraft, werden zusätzlich auch größere motorische Einheiten aktiviert. Zudem werden innerhalb einer Kontraktion zuerst die kleinsten und nachfolgend größere motorische Einheiten aktiviert. |
Rubikontheorie | Handlungsphasenmodell des deutschen Motivationspsychologen Heckhausen, das den zeitlich-funktionalen Ablauf einer Handlung in vier Phasen charakterisiert: prädezisionale Phase (Bildung der Ziel-und Handlungsintention), präaktionale Phase (Handlungsplanung und -initiierung), aktionale Phase (Handlungsvollzug) und postaktionale Phase (Bewertung des Handlungsergebnisses). |
Salutogenese | Die Grundfrage der Salutogenese lautet: >>Unter welchen Bedingungen findet man Gesundheit vor bzw. warum wird oder bleibt jemand trotz widriger Umstände gesund?<< Es liegt die Leitvorstellung der Verursachung von Gesundheit als Folge eines lebenslangen und gegenseitigen Austarierens von Beanspruchungen (Stressoren) und Ressourcen (Widerstandsquellen) zugrunde. |
Schiefer Wurf | Der schiefe Wurf setzt sich aus einer horizontalen und einer vertikalen Translation zusammen, wobei die beiden Bewegungen voneinander unabhängig sind. Die Horizontalbewegung entspricht einer gleichförmigen Translation (konstante Geschwindigkeit), die Vertikalbewegung einem geraden Wurf nach oben (gleichmäßig beschleunigte Bewegung). Die Flugbahn beschreibt eine Parabel, die von der Abfluggeschwindigkeit und dem Abflugwinkel abhängt. Bei ungleicher Abflug- und Landehöhe geht des Weiteren die Höhendifferenz in die Formel ein. |
Selbstzweck des Sports/Unproduktivität | Menschen treiben Sport zum Zweck des Sports bzw. motorischen Tätigkeit selbst und nicht vorrangig zu anderen Zwecken (z. B. zur reinen Gesundheitsverbesserung, der Bildung und Erziehung oder der Leistungserbringung zwecks ökonomischer Verdienste). In diesem Sinn sind Handlungen im Sport generell >>unproduktiv<<. Produktiv können die Ergebnisse des Sporttreibens sein. |
Sozialismus | Neben dem Nationalismus die zentrale Ideologie sozialistischer Staaten mit dem Ziel, Gleichheit und Gerechtigkeit in der Gesellschaft herzustellen. |
Soziologische Theorien des Sports | Sie versuchen, die Entstehung, Entwicklung, gesellschaftlichen Funktionen und Zwecke sowie den Sinn des Sports aus verschiedenen soziologischen Perspektiven zu beschreiben und zu erklären. Theorien reflektieren die Wirklichkeit, sie geben diese nicht wieder. Sie sind nicht richtig oder falsch, sondern formulieren unterschiedlich gute Erklärungen der Wirklichkeit. |
Spieltheorie | Eine mathematische Entscheidungstheorie zur Analyse von Situationen, in denen das Ergebnis jeweils von mehreren Entscheidern gleichzeitig bestimmt wird, deren jeweilige Entscheidungen sich wechselseitig beeinflussen. |
Sport (aus sozialwissenschaftlicher Sicht) | Eine von Menschen gemachte >>soziale Konstruktion<<. Das Sportverständnis unterliegt einem dynamischen Entwicklungsprozess, basierend auf historischen Grundlagen, gesellschaftlichen Umständen, Denkweisen und Einstellungen sowie z. B. politischen Interessen und Machtkonstellationen oder organisatorisch-institutionellen Einflüssen. |
Sportdidaktik | Teildisziplin der Sport- und Bildungswissenschaften, die sich mit dem Lehren, Lernen, Üben, Trainieren und im weiteren Sinn Unterrichten im Sport beschäftigt. Sie geht den Fragen nach den unterrichtlichen Gegenständen, Zielen, Methoden und Medien nach. |
Sportdidaktische Konzepte | Entwürfe, die sich mit der didaktisch-methodischen Gestaltung des Sports befassen. Sportdidaktische Konzepte sind eher praxisorientiert, während sportdidaktische Modelle eher theoretische Überlegungen umfassen. |
Sportlehrpläne (für Sportunterricht) | Dokumente, in denen Vorgaben zu pädagogischen Leitideen, Zielen, Inhalten, Themen, Aufgaben und deren Umsetzung im Sportunterricht festgelegt sind. |
Sportliche Leistungen | Handlungen, die nach sportlichen Gütemaßstäben gemessen, bewertet und verglichen werden können. Dabei geht es um absichtliche Handlungen, für die ein objektivierbares Handlungsergebnis vorliegt, das auf einen Gütemaßstab bezogen werden kann, der wiederum auf einen Schwierigkeitsmaßstab bezogen werden kann, sodass sich höhere und geringere Leistungen feststellen lassen. Sportliche Leistungen unterscheiden sich von vielen Leistungen außerhalb des Sports durch Unproduktivität, soziale Regelung und freiwillige Selbsterschwernis (s. Selbstzweck des Sports). Sportliche Leistungen können motorisch-körperliche, künstlerisch- ästhetische, intellektuell-kognitive und kooperative Komponenten beinhalten. |
Sportlicher Erfolg | Ergebnis der sozialen Bewertung von Leistungsunterschieden im Wettkampf. Sozial hergebracht werden höhere Leistungen positiver bewertet und führen zu höheren Platzierungen in einer Rangfolge höherer und geringerer Leistungen. Was Erfolge und Misserfolge sind und bedeuten, wird im kulturellen Kontext sowie mitunter individuell bewertet. |
Sportlicher Wettkampf | Im Wettkampf sind Bewegungsaufgaben im Rahmen des Regelwerks zu lösen, wobei die gegnerischen Parteien gegenseitig den Erfolg der Bewegungshandlungen zu verhindern versuchen. Die Parteien werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Leistungen in eine Rangfolge gebracht. |
Sportmethodik | Beschäftigt sich mit den Methoden und Medien im Sportunterricht. In der DDR war die Sportmethodik ein zentrales Fachgebiet mit dem Ziel, sport- und trainingswissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis von Training und Unterricht zu übertragen. |
Sportmodelle | Sie repräsentieren theoretische Möglichkeiten, Sport zu beschreiben, zu erklären, zu verstehen und seine Funktionen abzuleiten. In der Sportsoziologie definierte Heinemann konstitutive Merkmale bestimmter Formen des Sporttreibens (z. B. körperbezogen, leistungsbezogen, sozial geregelt, unproduktiv). Der Ausprägungsgrad dieser Charakteristika bestimmt nach Heinemann das Sportmodell (z. B traditioneller Wettkampfsport, professioneller Showsport, expressives Sportmodell, funktionalistisches Sportmodell, traditionelle Spielkulturen). |
Sportökonomie | Wissenschaftliche Disziplin, in der es um die Anwendung ökonomischer Theorien auf den Sport geht. Zu unterscheiden sind die Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Volkswirtschaftslehre (VWL) des Sports. |
Sportpädagogik | Teildisziplin der Sport- und Bildungswissenschaften, die sich in Theorie und Praxis mit Erziehung, Bildung, Sozialisation, Entwicklung und Lernen im Kontext von Bewegung, Spiel und Sport beschäftigt. |
Sportprodukte | Im Sport produzierte Güter und Dienstleistungen. Meist handelt es sich um personenbezogene Dienstleistungen, in welchen der Produzent gleichzeitig Mitkonsument ist, wobei Produktion und Konsum zeitlich zusammenfallen. |
Sportpsychologie | Befasst sich mit dem Verhalten und Erleben, ihren Zusammenhängen und Bedingungen bei Personen im Handlungsfeld Sport. Dabei geht es ihr um die Beschreibung, Erklärung, Vorhersage und ggf. Beeinflussung menschlichen Verhaltens und Erlebens im Sport. |
Sportspiel | Bewegungsspiel, das als Sportart durch ein sportartspezifisches, oft international gültiges Regelwerk definiert ist und in dem so Wettkämpfe ausgetragen werden können. Es werden Ziel- und Torschuss-, Rückschlag-, Schlagball- und Zielwurf-, Zielschlag- bzw. Zielstoßsportarten unterschieden. |
Sportunterricht | Zielgerichtete Planung, Durchführung und Auswertung von Lehr-Lernprozessen im Kontext von Bewegung, Spiel und Sport. Im engeren Sinn bezieht sich der Begriff auf den Schulsport, im weiteren jedoch auf unterrichtliche Situationen in anderen Lern- und Handlungsfeldern des Sports. |
Statik | Beschäftigt sich mit Kraft- und Momentanalysen bei ruhenden Körpern. Siehe auch Dynamik und Kinetik. |
Statistik (als Methodenlehre) | Systematische Darstellung, Verdichtung und Analyse von empirischen Daten mithilfe von quantitativen mathematischen Verfahren. |
Steifigkeit | Aufzuwendende Kraft in Relation zur Längenänderung eines Körpers. Steifigkeit ist bestimmt durch den (inneren) Widerstand eines Körpers gegenüber Verformung bei Einwirkung einer Kraft (im Wesentlichen Dicke, Länge, Geometrie, Materialeigenschaften und innere Struktur des Körpers). Sie stellt die Steigung in einem Kraft-Weg-Diagramm dar. |
Stichprobe (Sample) | Im Zusammenhang einer wissenschaftlichen Untersuchung eine hinreichend definierte Teilmenge einer Grundgesamtheit, welche nach einem bestimmten Verfahren bzw. Auswahlprozess für eine Untersuchung ausgewählt wurde. |
Strict Liability | Erfolgshaftung oder Gefährdungshaftung. Im Fall des Dopings haftet demnach ein Athlet unabhängig von Verschulden für alle in seinem Körper nachgewiesenen verbotenen Substanz, ihrer Metaboliten oder Marker (Art. 2.1 NADAC). Sanktionen können damit unabhängig vom Vorliegen einer Schuld verhängt werden (Art. 2.1.1 NADAC). |
Sympathikus | Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Gegenspielern, dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Der Sympathikus überwiegt in Stresssituationen, wohingegen der Parasympathikus in Ruhesituationen dominiert. Sie regulieren autonome, unwillkürliche Funktionen wie z. B. die Atmung, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung und Stoffwechselvorgänge. |
Systole | Der Herzzyklus besteht aus den beiden Phasen Systole und s. Diastole. In der Systole findet zunächst die Anspannungsphase und anschließend die Austreibungsphase statt. |
Taktische Kreativität | Auch divergentes taktisches Denken, wobei in Mannschafts- und Rückschlagsportspielen die Generierung zahlreicher Lösungen zu Problemen in spezifischen individual-, gruppen- oder mannschaftstaktischen Spielsituationen, die als überraschend, selten und/oder originell bezeichnet werden können, gemeint ist. |
Taktische Spielintelligenz | Auch konvergentes taktisches Denken, wobei in Mannschafts- und Rückschlagsportspielen die Produktion einer bestmöglichen Lösung von Problemen in spezifischen individual-, gruppen- oder mannschaftstaktischen Spielsituationen gemeint ist. |
Talent | Eine Person, der in frühen Phasen der Sportlaufbahn das Potenzial zur langfristigen Entwicklung hoher Leistungen und Erfolge im Spitzensport zugeschrieben wird. |
Talentauswahl | Auswahl von Personen zur Teilnahme an einem Talentförderprogramm. |
Talenterkennung | Unterscheidung von jungen Sportlerinnen und Sportlern mit höherem und geringerem Potenzial zur langfristigen Entwicklung hoher Leistungen und Erfolge in Spitzensport. Synonym wird der Begriff >>Talentdiagnose<< verwendet. Die Talenterkennung beinhaltet stets die >>Talentprognose<<. |
Talentförderung | Gesamtheit der Strukturen und Maßnahmen, die darauf abzielen, die langfristige Erfolgswahrscheinlichkeit der teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler im (späteren) Spitzensport zu erhöhen. Talentförderung findet in speziellen Talentförderprogrammen (Nachwuchskader der Fachverbände, Eliteschulen des Sports) und außerhalb solcher Programme statt (Talentförderung im Jugendsport der Vereine, elterliche Unterstützung von Talenten usw.). |
Talentsichtung | Sichtung junger Sportlerinnen und Sportler zum Zweck der Talenterkennung. |
Talentsuche | Suche nach noch unentdeckten Talenten. |
Theorie | Gedankengebäude zur Erklärung von Phänomenen. Theorien haben die Funktion, Sachverhalte zu beschreiben, zu erklären, zu verstehen und vorherzu¬sagen. >>Vorhersage<< meint dabei keine Prophezeiungen, sondern Wenn-dann- oder Je-desto-Konditionalsätze. |
Training | Komplexer Handlungsprozess, der auf systematischer Planung, Ausführung und Evaluation von Maßnahmen basiert, um nachhaltige Ziele in den verschiedenen Anwendungsfeldern des Sports zu erreichen. |
Trainingssteuerung | Die systematische Einflussnahme auf den Trainingsprozess durch die organisierte lang-, mittel- und kurzfristige Abstimmung und Durchführung aller Maßnahmen der Planung, Ausführung, Kontrolle und Auswertung des Trainings zur Erreichung der Ziele in den verschiedenen trainingswissenschaftlichen Anwendungsfeldern. |
Trainingswirkung | Es werden zentrale und periphere Trainingswirkungen unterschieden. Die zentrale Trainingswirkung bezieht sich auf die Anpassung des Herz-Kreislauf-Systems, wohingegen die periphere Trainingswirkung vor allem die Anpassung der Skelettmuskulatur und des passiven Bewegungsapparats betrifft. |
Turnen | Nationale Kultur der Gymnastik und Leibesübungen, ursprünglich in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert. Der Begriff geht auf Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) zurück. |
Übertrainingssyndrom | Durch zu hohe Gesamtbelastung und zu geringe Regeneration über längere Zeiträume kommt es zu einer dauerhaften Erschöpfung, die auch nach längeren Regenerationsphasen nicht oder kaum zurückgeht. Neben dem Training sind oft außersportliche Stressoren beteiligt. |
Variable | Merkmal bzw. Eigenschaft von Menschen oder Objekten, das bzw. die immer in mindestens zwei oder mehr Kategorien bzw. Abstufungen vorkommt (Gegensatz: Konstante). |
Vorsatz | Verknüpfung einer antizipierten Situation mit dem intendierten Verhalten (>>Wenn die Situation X eintritt, dann führe ich das Verhalten Y aus!<<). |
WADA (World Anti-Doping Agency) | Welt-Anti-Doping-Agentur; gegründet im Jahr 1999 mit Sitz in Montreal. Die Aufgaben der WADA bestehen in der Harmonisierung nationaler und internationaler Anti-Doping-Programme vor allem im Bereich der Kontrolle von Sportlerinnen und Sportlern und der Sanktionierung von Verstößen gegen den Welt-Anti-Doping-Code (s. WADC). |
WADC (World Anti-Doping Code) | Welt-Anti-Doping-Code; erste Fassung 2003, aktualisiert in den Jahren 2009, 2015 und letztmalig 2021. Der WADC umfasst die Rahmenrichtlinien, innerhalb derer die internationale Verfolgung des Dopings im Sport organisiert wird. Gleichzeitig soll er eine ausreichende Flexibilität ermöglichen, um die Prinzipien des Anti-Doping-Kampfs an unterschiedliche (oder auch über die Zeit sich ändernde) Bedingungen anpassen zu können. |
Wahrnehmung | Der bewusste oder unbewusste Prozess der Informationsgewinnung, um Gegebenheiten in der Umgebung zu strukturieren und zu verstehen. |
Welthaltigkeit | Begriff aus der philosophischen Anthropologie, mit dem die soziale und kulturelle Prägung des Person-Leib-Verhältnisses zum Ausdruck gebracht wird. Welt steht für die natürliche, soziale und kulturelle Umwelt. |
Werturteilsfreiheit | Auf Max Weber (1864–1920) zurückgehendes Postulat der modernen Wissenschaft, die sich um Sachlichkeit und Objektivität zu bemühen habe und ethisch-moralische Wertungen vermeiden sollte. |
Zellatmung (oxidativer Stoffwechsel) | Größtes und kompliziertestes System der zellulären Energieproduktion. Die Energiebereitstellung findet in den Mitochondrien der Zelle statt. Dabei entstehen aus 1 Mol Glukose 38 Mol ATP. |