Begriff | Erklärung |
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Aberration | (lat. aberratio, Ablenkung, Abirren) Beispiel: Chromosomenaberration, Chromosomenveränderung. |
Abort | (lat. abortus, Fehlgeburt, auch Schwangerschaftsabbruch). |
Akron | (gr. akros, die Spitze, auch: am Ende befindlich) Vorderende eines Insektenembryos bzw. mehr allgemein im Articulatengrundbauplan. |
Akrozentrisches Chromosom | (gr. akros, Spitze, auch: am Ende befindlich; gr. kentron, die Mitte) Chromosom, bei dem das Centromer am Ende lokalisiert ist, dadurch ist die Länge der Chromosomenarme sehr unterschiedlich. |
Allel | (gr. allelon, einander, gegenseitig) Eine bestimmte Ausführung eines Gens. |
Allo(poly)ploid | (gr. allos, anders beschaffen, verschieden; gr. polyplous, vielfältig) Allo(poly)ploidie, bei der sich Genome verschiedener Pflanzenarten vereinigt haben. |
Alu-Sequenz | (lat. sequentia, Folge) DNA-Abschnitt von ca. 300 bp, der 300.000- bis 600.000-mal verteilt im Genom von Primaten vorkommt, durch das Restriktionsenzym AluI herausgeschnitten werden kann und keine Protein-codierende Information trägt (SINE). |
Amniozentese | (gr. amnion, Opferschale, Gefäß zum Auffangen von Opferblut; gr. kentein, stechen) Fruchtwasseruntersuchung. |
Amorphes Allel | (gr. amorphos, missgestaltet, formlos) Inaktives Allel; Synonym: Null-Allel. |
Amphidiploid | (gr. amphi, auf beiden Seiten; gr. polyplous, vielfältig) Allotetraploide Arthybride mit je einem diploiden Genom jeder Elternart. |
Amphiploid | (gr. amphi, auf beiden Seiten; gr. polyplous, vielfältig) Allo(poly)ploide Individuen mit einzelnen oder mehreren Chromosomen(bereichen) einer anderen Art. |
Amplifikation | (lat. amplificatio, Vermehrung) Vermehrung bestimmter Gene (intra- oder extrachromosomal). |
Anämie | (gr. hemos, Blut; gr. an-, ohne, d. h. Verneinung) Blutarmut. |
Anaphase | (gr. ana, nach; gr. phasis, Anzeige) Bestimmtes Stadium während der Zellteilung (Mitose und Meiose). |
Androgynon | (gr. andros, Mann; gr. gyne, Frau) Embryonen, die aus zwei väterlichen Pronuklei entstehen. |
Aneuploidie | (gr. an-, ohne, d. h. Verneinung; gr. polyplous, vielfältig) Die von der normalen Ploidie abweichende chromosomale Konstitution, bei der eines oder mehrere Chromosomen in Über- oder Unterzahl auftreten. |
Anterior | (lat. anterior, vordere, frühere) Vorderende des Organismus. |
Antigen | (gr. anti, gegen; gr. genesis, Entstehung) Immunogener Bereich eines Moleküls, der durch Antikörper erkannt wird bzw. deren Produktion stimuliert; Immunglobulin (Abschn. 9.4). |
Antikörper | (gr. anti, gegen) Protein (Immunglobulin), das als Antwort auf ein Antigen gebildet wird und dieses spezifisch bindet (Abschn. 9.4). |
Antisense-RNA | (gr. anti, gegen; engl. sense, Sinn) Transkript, das zur codierenden mRNA komplementär ist und unter Verwendung des Nicht-Matrizenstrangs (Gegenstrang) eines Gens synthetisiert wird; wichtige Regulatoren der Genexpression (Abschn. 8.2, Abschn. 8.3.2). |
Apoptose | (gr. apo, herab; gr. ptosis, Fall) Genetisch programmierter Zelltod. |
Ascus | (lat. ascus, Schlauch) Mutterzelle von Pilzen, enthält Ascosporen. |
Assortative Paarung | Nicht zufällige Paarung zwischen Männchen und Weibchen einer Spezies. Positive assortative Paarung bei Bevorzugung eines ähnlichen Partners, negative assortative Paarung bei Bevorzugung eines unähnlichen Partners. |
Aster | (gr. aster, Stern) Sternförmige Struktur um das Chromosom, aus der die Spindelstruktur während Mitose und Meiose gebildet wird. |
Attached-X-Chromosom | (engl. attach, anhängen, anheften) Zwei im Centromer fusionierte X-Chromosomen (Chromosom). |
Attenuation | (lat. attenuare, schwächen, vermindern) Genregulationsmechanismus. |
Autoallopolyploidie | Polyploidie verschiedener Genome in Arthybriden, vereinigt die Merkmale normaler Polyplodie und von Alloploidie (allopolyploid; polyploid). |
Autogamie | (gr. autos, hier: selbst; gr. gametes, der Gatte) Selbstbefruchtung, die zur Homozygotie führt (homozygot). |
Autokatalytisch | (gr. autos, hier: selbst; gr. katalysis, Auflösung, Vernichtung) Art der Wirkung von Regulationsprozessen, z. B. beim Spleißen. |
Autonom replizierende Sequenzen | (gr. autos, hier: selbst; gr. nomos, Gesetz) Replikationsstartpunkte ( ca. 100 bp), die zunächst in Hefen gefunden wurden, aber auch in Zellorganellen vorkommen (Replikation; Abkürzung: ARS). |
Autoregulation | (gr. autos, hier: selbst) Selbstregulation. |
Autosom | (gr. autos, hier: selbst, eigen; gr. soma, Körper) Alle Chromosomen, ausgenommen die Geschlechtschromosomen (Heterosomen). |
Autozygot | (gr. autos, hier: selbst; gr. zygotos, wohlbespannt) Homozygot aufgrund der Abstammung. |
Auxotroph | (lat. auxilium, Hilfe; gr. trophein, nähren) Bestimmte Wachstumseigenschaft z. B. von Bakterien, die bestimmte Stoffe im Wachstumsmedium benötigen. |
Azentrisches Chromosom | Chromosom (oder Chromosomenfragment) ohne Centromer. |
Bakteriophage | (gr. phagos, Fresser) Virus, das Bakterien infiziert. |
Balbiani-Ring | Besonders große Verdickung in Riesenchromosomen. |
Barr-Körper | Inaktives X-Chromosom in Säugern. |
Biotop | (gr. bios, Leben; gr. topos, Platz, Ort) Lebensbereich von daran angepassten Organismen. |
Bivalent | (lat. bi-, zwei-; lat. valens, mächtig) Gepaarte homologe meiotische Prophasechromosomen (Meiose, Prophase). |
Blastoderm | (gr. blaste, Keim; gr. derma, Haut, auch: Schlauch, verarbeitete Haut) Frühes Entwicklungsstadium eines Embryos, der nach den Furchungsteilungen nicht als kugelförmige Blastula vorliegt, sondern als kompakte Zellschicht dem Dotter aufliegt (Beispiel: Drosophila). |
Blastula | (gr. blaste, Keim) Hohlkugel aus einer Schicht von Epithelzellen; embryonales Entwicklungsstadium der Tiere nach den Furchungsteilungen. |
Bootstrap-Analyse | Verfahren zur Bestimmung von Verzweigungen bei einem evolutionären Stammbaum. Vom ursprünglichen Datensatz werden sehr viele (100–200) zufällig erzeugte Pseudodatensätze gleicher Größe erstellt. Dabei werden Basenpositionen des ursprünglichen Datensatzes durch willkürliches Sammeln und Weglassen so verändert, dass zufällig einzelne Positionen mehrfach vorkommen und andere wegfallen. |
CAAT-Box | Hochkonserviertes DNA-Sequenzelement (CAAT) in der Promotorregion eukaryotischer Gene. Die vier Basen werden von Proteinen erkannt, die an der Initiation der Transkription beteiligt sind. |
cDNA | DNA, die von dem Enzym Reverse Transkriptase an einer mRNA-Matrize synthetisiert wird; als Primer wird ein Desoxythymidin-Oligonukleotid (Oligo-dT) verwendet, das zu dem Poly(A)-Schwanz der mRNA komplementär ist. |
Centi-Morgan (cM) | Genetische Einheit des Abstands zweier Gene auf einem Chromosom. 1 cM entspricht 1 Prozent der Rekombinationsfrequenz; es ist keine physikalische Einheit des Abstands. |
Centriol | Zylinderförmiges Element aus Mikrotubuli an jedem Ende der Teilungsspindel. |
Centromer | (gr. kentron, Mitte; gr. meros, Teil) Spindelansatzstelle eines Chromosoms; Region, an der die beiden Schwesterchromatiden zusammengehalten werden; primäre Einschnürung eines Chromosoms, die den langen Arm vom kurzen Arm trennt (Abschn. 6.1.3). |
Chiasma | (gr. chiasma, Kreuz) (1) Chromosomenkonstitution in der meiotischen Prophase I als Folge eines Crossing-overs. (2) Kreuzung der Sehnerven auf die kontralaterale Seite. |
Chimäre | (gr. chimaira, ein sagenhaftes Untier aus Lydien, Griechenland) Aus unterschiedlichen Zelltypen verschiedener Organismen künstlich zusammengesetzter Organismus. |
Chlorophyll | (gr. chloros, grünlich; gr. phyllon, Blatt) Grüner Blattfarbstoff der Pflanzen, der zur Photosynthese benötigt wird. |
Chloroplast | (gr. chloros, grünlich; gr. plassein, bilden) Cytoplasmatische, selbstreplizierende Organelle, in welcher Photosynthese stattfindet. |
Chorion | (gr. chorion, Haut – um die Eingeweide) Embryonalhülle, bei Insekten Eihülle. |
Chromatid | (gr. chroma, Farbe) Elementare, in der Zelle nicht unterteilbare Längseinheit des Chromosoms (enthält eine DNA-Doppelhelix); Schwesterchromatide. |
Chromatin | (gr. chroma, Farbe) Färbbares Material im Inneren des Zellkerns, besteht aus DNA, RNA und Proteinen. Repräsentiert die dekondensierten Chromosomen. |
Chromomer | (gr. chroma, Farbe; gr. meros, Teil) Verdickung auf der Achse des meiotischen Prophasechromosoms. |
Chromosom | (gr. chroma, Farbe; gr. soma, Körper) Träger der Erbanlagen (Kap. 6). |
Cis-Konstitution | Zwei oder mehr gekoppelte Allele, die in einer heterozygoten Konstitution auf demselben Chromosom liegen, sind in einer cis-Konstitution. |
Cis-trans-Test | Ermittelt, ob zwei Mutationen im gleichen Cistron liegen oder nicht (Komplementation). |
Cistron | Definition Benzers für eine genetische Funktionseinheit (Gen). Stimmt meistens überein mit einer für ein Protein codierenden Region der DNA. |
Codominant | Zwei unabhängig voneinander im Phänotyp zur Ausprägung kommende Allele, die keine reine rezessive oder dominante Beziehung aufweisen. |
Codon | Drei aufeinanderfolgende Nukleotide (Triplett), die die Information für eine Aminosäure oder ein Translationssignal (Start/Stopp) enthalten. |
Coisogen | (lat. cum, mit; gr. Isos, gleich; gr. genos, Abstammung) Ein coisogener Stamm unterscheidet sich vom Partnerstamm lediglich bezüglich eines einzigen genetischen Locus; die Veränderung (Mutation) kann gezielt eingeführt oder spontan entstanden sein. |
Congen | (lat. cum, mit; gr. genos, Abstammung) Ein congener Stamm unterscheidet sich von seinem Partnerstamm durch das Einkreuzen (Introgression) eines bisher nicht vorhandenen Gens oder Allels. Durch das Ein- und spätere Zurückkreuzen zu einem der Elternstämme bleiben jedoch eine unbekannte Anzahl flankierender Gene erhalten. |
Consensussequenz | (lat. consensus, Einigkeit, Übereinstimmung) Funktionell wichtige DNA- oder Proteinsequenz, die bei verschiedenen Organismen weitgehend übereinstimmt, aber nicht identisch ist. |
Crossing-over | Genetischer Austausch zwischen (homologen) Chromosomen. |
Cytogenetik | Spezialgebiet der Genetik, das vor allem die Struktur und Funktion der Chromosomen analysiert. |
Cytoplasma | (gr. kytos, Höhlung (lat. cytus); gr. plasma, Gebilde) Wässrige Substanz im Inneren der Zelle. |
Deletion | (lat. deletio, Vernichtung) Verlust eines größeren oder kleineren DNA-Fragments; Chromosomen- oder Genmutation. |
Deszendenztheorie | (lat. descendere, abstammen) Abstammungslehre Darwins. |
Determination | (lat. determinare, abgrenzen) Festlegung des künftigen Schicksals einer Zelle während der Ontogenese. |
Diagnose | (gr. diagnosis, Unterscheidung, Entscheidung) Benennen einer Krankheit und Voraussetzung einer Therapie. |
Diakinese | (gr. diakinein, heftig bewegen) Chromosomenstadium während der meiotischen Prophase I. |
Differenzierung | (lat. differre, trennen, scheiden) Entwicklung des endgültigen Phänotyps einer Zelle. |
Dihybrid | (gr. di-, zweifach, doppelt; gr. hybris, Übermaß) Erbgang, bei dem zwei Merkmale betrachtet werden. |
Dikaryon | (gr. di-, zweifach, doppelt; gr. karyon, Nuss) Stadium der Zygote nach der Befruchtung, vor der völligen Verschmelzung der Gametenkerne. |
Diktyotän | (gr. diktyon, Netz; gr. tainia, Band) Ruhestadium während der meiotischen Prophase I bei weiblichen Keimzellen von Säugern. |
Diminution | (lat. diminuere, vermindern) Beispiel: Chromatindiminution, Ausschluss von chromosomalem Material aus somatischen Zellen. |
Diözisch | (gr. di-, zweifach, doppelt; gr. oikos], Haus) Zweihäusige Pflanzen mit männlichen und weiblichen Blüten auf getrennten Individuen. |
Diploid | (gr. diploos oder diplous, zweifach, doppelt) Zweifacher Chromosomensatz; das ist der normale genetische Zustand höherer Organismen. |
Diplotän | (gr. diploos, zweifach, doppelt; gr. tainia, Band) Chromosomenstadium während der meiotischen Prophase I. |
Diskordant | (lat. discordare, nicht übereinstimmen) Unterschiedliche Phänotypen bei Zwillingen. |
Dizentrisches Chromosom | Chromosom mit zwei Centromeren. Entsteht durch Crossing-over innerhalb einer Inversion. |
DNA (Desoxyribonukleinsäure) | Makromolekül, das aus zwei antiparallelen Polynukleotidketten aufgebaut ist, der dabei verwendete Zucker ist Desoxyribose. DNA ist der Träger der Erbsubstanz (Abschn. 2.1). |
Dominant | (lat. dominare, herrschen über) Art der phänotypischen Ausprägung eines Allels; der Phänotyp wird in Heterozygoten sichtbar (Gegensatz: rezessiv). |
Dosiskompensation | Ausgleich der Aktivität von Genen auf Geschlechtschromosomen, sodass deren Produktmenge in beiden Geschlechtern gleich ist. |
Drosophila melanogaster | (gr. drosos, Tau; gr. philos, Freund; gr. melanos, schwarz; gr. gaster, Magen, Bauch) Fruchtfliege (Taufliege). Klassisches Untersuchungsobjekt der Genetik. |
Duplikation | (lat. duplicare, verdoppeln) Verdopplung von Abschnitten der DNA, einzelnen Chromosomen oder des ganzen Genoms. |
Dysgenese | (gr. dysgenesis, unedle Entstehung) Fehlentwicklung der Nachkommen bei bestimmten Kreuzungen. |
Dystrophie | (gr. dystrophos, schwer zu ernähren) Entwicklungsstörungen, die zu Fehlbildungen führen. |
Ektopisch | (gr. ektopos, fremd, außergewöhnlich) Untypische Position, z. B. in Transplantationsversuchen. |
Elongation | (lat. elongare, verlängern) Verlängerung der wachsenden RNA- oder Polypeptidkette. |
Embryo | Frühes Entwicklungsstadium eines Individuums. Beim Menschen von der 2. bis 7. Woche der Entwicklung, danach Fötus. |
Endomitose | (gr. endon, innerhalb; gr. mitos, Faden) Chromosomale Replikation ohne darauffolgende Zellteilung (Mitose). |
Endonuklease | (gr. endon, innerhalb; lat. nucleus, Kern) Enzym, das interne Phosphodiesterbindungen der DNA schneidet. |
Endosperm | (gr. endon, innerhalb; gr. sperma, Same) Triploides Gewebe im Pflanzensamen. |
Enhancer | (engl. enhance, verstärken) DNA-Sequenzen, die über große Distanzen und orientierungsunabhängig die Genexpression verstärken können. Gegensatz: Silencer. |
Epiallel | (gr. epi, auf; gr. allelon, einander, gegenseitig) Identische Gene oder Allele, die sich nur im Ausmaß ihrer epigenetischen Markierung (Epigenetik) unterscheiden (z. B. Methylierung der DNA). |
Epigenetik | (gr. epi, auf; gr. genete, Geburt) Epigenetik (Kap. 8) beschäftigt sich mit der Frage, welche Mechanismen den regulatorischen Zustand der Gene bzw. den Expressionsgrad der Gene aufrechterhalten und wie dieser Zustand von Zelle zu Zelle weitergegeben wird (z. B. während der Embryonalentwicklung; genetische Prägung). |
Episom | (gr. epi, auf; gr. soma, Körper) Zirkuläre DNA in Bakterien, die unabhängig vom bakteriellen Chromosom replizieren kann; Episomen können aber auch in die chromosomale DNA integrieren und replizieren dann als Teil des Bakterienchromosoms. |
Epistasis | (gr. epistasis, Hemmung) Form der Genwechselwirkung, wobei ein Gen (A) mit der phänotypischen Expression eines anderen, nicht-allelen Gens (B) in Wechselwirkung tritt und der Phänotyp im Wesentlichen durch das Gen B bestimmt wird (Abschn. 11.3.3). |
Epitop | (gr. epi, auf; gr. topos, Stelle) Region eines Antigens, die von einem Antikörper erkannt wird. |
EST | (expressed sequence tag) cDNA (oder Teil davon), die für die Herstellung genetischer Karten verwendet wurde. Entsprechende Bibliotheken können aus verschiedenen Zellen bzw. Geweben hergestellt werden. |
Euchromatin | (gr. eu, gut; gr. chroma, Farbe) Regionen der Chromosomen, die sich leicht anfärben lassen und während der Interphase in einem aufgelockerten Zustand vorliegen. Euchromatische Regionen enthalten aktive Gene. Gegensatz: Heterochromatin. |
Eugenik | (gr. eugeneia, edle Herkunft) Unter Eugenik (Abschn. 1.4) versteht man Eingriffe des Menschen in das Erbgut seiner Population mit dem Ziel, es im derzeitigen Zustand zu erhalten (negative Eugenik) oder diesen zu verbessern (positive Eugenik). Dies gilt sowohl für Gene von Individuen (z. B. Abtreibung, Gentherapie) als auch für den Genpool einer Population (z. B. Sterilisationsprogramme, Selektion von Samenspendern). |
Eukaryoten | (gr. eu, gut; gr. karyon, Nuss) Organismen mit einem Zellkern (der oft gebrauchte Begriff Eukaryonten ist sprachlich falsch). |
Evolution | (lat. evolutio, Entwicklung) Biologisch: Entwicklung der Organismen im Laufe der Erdgeschichte. |
Exon | (gr. ek-, (ex-), aus, von etwas weg) Protein-codierende DNA-Teilsequenz eines Gens. |
Expressivität | (lat. exprimere, ausdrücken, wiedergeben) Art der Ausprägung eines Gens. |
F1-Generation | (lat. filia, Tochter) Erste Generation aus einer Serie von Kreuzungen; erste Filial-/Tochtergeneration. |
FISH | Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (Technikbox 30). |
Fitness | Relative Überlebenswahrscheinlichkeit und Fortpflanzungsrate eines Phäno- oder Genotyps; das Allel mit der größeren durchschnittlichen Fitness breitet sich in einer Population aus. |
Folgestrang | (engl. lagging strand) Wird bei der Replikation der DNA diskontinuierlich gebildet (Okazaki-Fragment). |
Fötus | (lat. fetus, Leibesfrucht, Junges) Frühes Entwicklungsstadium eines Organismus. Beim Menschen ab der 7. Woche als Fötus bezeichnet, vorher Embryo. |
Gameten | (gr. gametes, Gatte; gr. gamos, Hochzeit) Biologie: Keimzellen. |
Gastrula | (gr. gaster, Bauch, Magen; lat. gastrum, bauchiges Tongefäß) Frühes Entwicklungsstadium eines Organismus, bei dem der Urdarm eingestülpt wird (Entodermbildung). |
Gemischte Heterozygotie | (engl. compound heterozygosity) Beide Allele eines Gens sind vom Wildtyp verschieden, tragen aber unterschiedliche Mutationen. Bei einem rezessiven Erbgang führt das zum Auftreten der Erkrankung, da beide mutierten Allele zu einem Ausfall oder zu einer Fehlfunktion des gebildeten Proteins führen. |
Gen | Fundamentale physikalische Einheit der Vererbung, die einen spezifischen Platz auf einem Chromosom einnimmt (Abschn. 1.1.3). |
Generation | (lat. generatio, Familie) Beschreibt die einzelnen Glieder einer Abstammungslinie in aufsteigender oder absteigender Folge (Eltern – Kinder – Enkel, aber auch Eltern – Großeltern). |
Genetik | (gr. genetike techne, Wissenschaft von der Erzeugung, Entstehen) Gegenstand der Genetik (Abschn. 1.1) sind die Mechanismen der Vererbung (wie das genetische Material die Kontrolle über den Stoffwechsel und die Entwicklung eines Organismus erlangt und wie es das Wiedererscheinen elterlicher Eigenschaften in den Nachkommen bestimmt), die Natur des genetischen Materials und die Speicherung genetischer Information (einschließlich seiner Replikation, Mutation, Rekombination und Translation). |
Genetische Drift | (engl. drift, Strömung, Tendenz) Zufällige Veränderung der Häufigkeit von Allelen (Allelfrequenz) in einer Population von Generation zu Generation; wird häufig in kleinen Populationen beobachtet. |
Genetische Prägung | Abhängigkeit der Genexpression davon, ob das Allel über die väterliche oder mütterliche Keimbahn vererbt wurde (Abschn. 8.4.1). |
Genetischer Code | (engl. code, Chiffrierschlüssel) Übersetzungsanleitung für Information der DNA in die der Proteine; drei Nukleotide (Codon, Triplett) enthalten die Information für eine Aminosäure bzw. ein Translationssignal (Start/Stopp). |
Genetischer Hintergrund | Alle Gene imGenom mit Ausnahme desjenigen, das untersucht wird. |
Genkonversion | (lat. convertere, umwandeln, übertragen, austauschen) Nicht-reziproker Austausch von DNA im Genom. |
Genom | Gesamtheit der genetischen Information einer Zelle. |
Genotyp | (gr. genos, Abstammung; gr. typos, Form) Konstitution eines Gens bzw. Gesamtheit der erblichen Eigenschaften eines Organismus (seine genetische Konstitution). |
Genpool | (engl. pool, Reservoir, Vorrat) Gesamtheit aller Allele einer Population. |
Gentechnik-Gesetz | (GenTG) Stellt den rechtlichen Rahmen für die Erforschung, Entwicklung und wirtschaftliche Nutzung der Gentechnik dar; es existieren in allen Staaten der OECD vergleichbare gesetzliche Regelungen. |
Gentransfer | (engl. transfer, Übertragung) Übertragung eines Gens von einem Organismus in einen anderen. Horizontaler Gentransfer: außerhalb der sexuellen Fortpflanzungswege und unabhängig von bestehenden Artgrenzen; vertikaler Gentransfer: Genübertragung durch Gameten innerhalb einer Art. |
Geschlechtschromosom | Chromosom, das das Geschlecht eines Organismus bestimmt; bei Säugern X- bzw. Y-Chromosom. |
Goldberg-Hogness-Box | Bei vielen Eukaryoten kurze DNA-Sequenz (Consensussequenz: TATAAAA, daher auch TATA-Box genannt) oberhalb der Initiationsstelle der Transkription; Bindestelle der RNA-Polymerase II (Polymerase). |
Gonocyten | (gr. gonos, Abkunft, Erzeugendes; gr. kytos, Höhlung) Keimzellstadium nach Abschluss der mitotischen Teilung. Diese Zellen befinden sich vorwiegend in der (im Zellzyklus relativ langen) meiotischen Prophase I (Spermatocyten oder Oocyten). |
GVO | Gentechnisch veränderter Organismus; Begriff aus dem Gentechnik-Gesetz (GenTG). |
Hämatopoetische Zellen | (gr. haima, Blut; gr. poiein machen) Blutbildendes Stammzellsystem im Knochenmark von Säugern. |
Haploid | (gr. Haploos oder haplous, einzig, einmalig) Genetischer Zustand von Prokaryoten und von eukaryotischen Keimzellen nach der Meiose. Die Zelle besitzt nur einen Satz von Chromosomen (bzw. ein Chromosom bei Prokaryoten). |
Haploinsuffizienz | (gr. haploos oder haplous, einzig, einmalig; lat. insufficientia, Schwäche, ungenügende Leistung) Bei Funktionsverlust eines Allels kann das andere Allel keinen lebensfähigen Organismus hervorbringen. |
Haplotyp | (gr. haploos oder haplous, einzig, einmalig; gr. typos, Form) Gruppe von Allelen benachbarter Gene, die von einem Individuum getragen werden und üblicherweise gemeinsam vererbt werden. |
Haushaltsgen | Gen, das in allen Zelltypen eines Organismus aktiv ist. Gegensatz: gewebespezifisch exprimiertes Gen. |
Helix | (gr. helix, Spirale) Zylindrische Spirale, besondere räumliche Konformation von Nukleinsäure- oder Proteinmolekülen. |
Hemizygot | (gr. hemi-, halb; gr. zygotos, wohlbespannt) Genetische Konstitution der Geschlechtschromosomen im ?heterogametischen Geschlecht, die weder als homozygot noch als heterozygot bezeichnet werden können, da sie haploid vorhanden sind. |
Heterochromatin | (gr. heteros, anders; gr. chroma, Farbe) Kondensierte Bereiche des Chromatins mit intensiverer Färbung. Enthält genarme Regionen (z. B. Centromer: konstitutives Heterochromatin), stillgelegtes X-Chromosom (Barr-Körper: fakultatives Heterochromatin) bzw. abgeschaltete Gene (funktionelles Heterochromatin). |
Heterogametisches Geschlecht | (gr. heteros, anders; gr. gametes, Gatte; gr. gamos, Hochzeit) Geschlecht, das Keimzellen mit unterschiedlichen Geschlechtschromosomen erzeugt (bei Säugern ist das das männliche Geschlecht). |
Heteropyknotisch | (gr. heteros, anders; gr. pyknos, dicht) Beschreibt den Färbungszustand von Heterochromatin. |
Heterosis | (gr. heteros, anders) Bezeichnet die Überlegenheit von Heterozygoten (Hybride) in Bezug auf eine oder mehrere Eigenschaften im Vergleich zu den entsprechenden Homozygoten. |
Heterosom | (gr. heteros, anders; gr. soma, Körper) Geschlechtschromosom. Zeichnet sich durch voneinander abweichende Morphologie der Homologen von den übrigen Chromosomen (Autosomen) aus. |
Heterothallisch | (gr. heteros, anders; gr. thallos, Spross, Schössling) Genetischer Zustand bestimmter Hefezellen. Zellen sind durch defektes Gen (ho) nicht zur spontanen Bildung beider Paarungstypen imstande (homothallisch). |
Heterozygot | (gr. heteros, verschieden, anders; gr. zygotos, wohlbespannt) Genetischer Zustand eines diploiden Organismus bei der Anwesenheit zweier verschiedener Allele. Der alte deutsche Begriff mischerbig wird nur noch vereinzelt gebraucht. |
Histone | (gr. histos, Gewebe) Stark basische Proteine, die in den Chromosomen aller Eukaryoten eng mit der DNA assoziiert sind und dabei Nukleosomen bilden. Sie haben eine besondere Bedeutung bei der Verdichtung des Chromatins (Euchromatin, Heterochromatin) (Abschn. 7.2.2, Abschn. 8.1.3). |
Holandrisch | (gr. holos, ganz; gr. andros, Mann) Vererbungsgang eines Y-chromosomalen Merkmals. |
Holistisch | (gr. holos, ganz) Ovarientyp bei Insekten. Ovar besteht neben somatischen Hüllzellen fast vollständig aus Keimzellen. |
Holokinetisches Chromosom | (gr. holos, ganz; gr. kinein, bewegen) Chromosom mit vielen Centromeren über die gesamte Länge. |
Hominide | (lat. homo, Mensch) Familie der Primaten, in der die großen Menschenaffen (Orang-Utan, Gorilla, Schimpanse/Bonobo) und der Mensch zusammengefasst sind (Hominidae). |
Homogametisches Geschlecht | (gr. homoios, gleich/ähnlich beschaffen; gr. gametes, Gatte; gr. gamos, Hochzeit) Geschlecht, das Keimzellen mit gleichen Geschlechtschromosomen erzeugt (bei Säugern das weibliche Geschlecht). |
Homologe Gene oder Chromosomen | (gr. homoios, gleich/ähnlich beschaffen; gr. logos Rede, Wort) (1) Homologe Chromosomen sind in Bezug auf ihre Zusammensetzung und ihre sichtbare Struktur identisch (Gegensatz: nicht homologe Chromosomen). (2) Homologe Gene sind in verschiedenen Organismen ähnlich (Gegensatz: orthologe bzw. paraloge Gene). |
Homöobox | (gr. homoiosis, Abbild) DNA-Sequenz von ca. 180 bp, die für eine Domäne von ca. 60 Aminosäuren codiert (Homöodomäne), die Teil eines DNA-bindenden Transkriptionsfaktors ist. Sie ist charakteristisch für homöotische Gene. |
Homöotische Gene | (gr. homoiosis, Abbild) Homöotische Gene (Abschn. 12.4.6) bewirken (bei segmentierten Organismen) eine räumliche Identität von Zellgruppen in Bezug auf ihre morphogenetische Bestimmung; Mutationen in homöotischen Genen bewirken Umwandlungen von Strukturen eines Körpersegmentes in die entsprechenden Strukturen eines anderen Körpersegmentes. |
Homothallisch | (gr. homoios, gleich/ähnlich beschaffen; gr. thallos, Spross, Schössling) Genetischer Zustand bestimmter Hefezellen. Zellen sind durch die Funktion des Allels HO (Homothallic) zur spontanen Bildung beider Paarungstypen imstande (heterothallisch). |
Homozygot | (gr. homoios, gleich/ähnlich beschaffen; gr. zygotos, wohlbespannt) Genetischer Zustand eines diploiden Organismus bei der Anwesenheit zweier gleicher Allele. Der alte deutsche Begriff reinerbig wird nur noch vereinzelt gebraucht. |
Hoogsteen-Paarung | Nach Karst Hoogsteen. Seltene, alternative Geometrie von Basenpaarungen in der DNA, sodass auch Dreifach- bzw. Vierfachpaarungen möglich werden. |
Hybrid | (gr. hybris, Übermaß) Durch Kreuzung zweier genetisch verschiedener Eltern entstandenes Individuum. |
Hypomorph | (gr. hypo, unter; gr. morphe, Gestalt) Verminderte Ausprägungsform eines Gens. |
Hypothese | (gr. hypothesis, Grundlage, Annahme) In der Wissenschaft begründete Annahme, die experimentell überprüft werden kann und muss. |
Immunglobulin | Antikörpermolekül, bindet Antigen. |
Imprinting | (lat. imprimere und engl. imprint, aufdrücken, eindrücken) Epigenetische Information im genetischen Material. Ist nur zeitlich begrenzt wirksam, kann aber Generationsgrenzen überschreiten (genetische Prägung, Abschn. 8.4.1). |
In vitro | (lat. für im Glas) Außerhalb eines lebenden Organismus. |
In vivo | (lat. für im Lebenden) In einem lebenden Organismus. |
Induktor | (lat. inducere, einführen) Regulationsmolekül, das eine Genfunktion aktiviert. |
Initiation | (lat. initium, Anfang) Hier: Beginn der Transkription oder Translation. |
Interferenz | (lat. interferre, unterbrechen) Die Erscheinung eines von der Erwartung zufälliger Rekombinationshäufigkeiten abweichenden Markeraustauschs. |
Interkalierende Verbindung | (lat. intercalare, einschieben) Verbindung, die in den Raum zwischen den Basenpaaren eines doppelsträngigen DNA-Moleküls eintreten kann; wird häufig zum Anfärben von DNA verwendet (z. B. Ethidiumbromid) und kann Mutationen auslösen (Abschn. 10.4.3). |
Interphase | (lat. inter, zwischen; gr. phasis, Anzeige) Periode im Zellzyklus; Zeitraum zwischen zwei Mitosen. |
Introgression | (lat. intro, hinein; lat. gressus, der Schritt) Einführung von Genen einer Population in den Genbestand einer anderen durch wiederholte Kreuzung und Rückkreuzung. |
Intron | Bereich in der DNA oder im primären Transkript zwischen zwei Exons. Wird im Allgemeinen nicht in ein Protein übersetzt. |
Inversion | (lat. invertere, umdrehen) Veränderung eines Chromosoms, bei der die Reihenfolge der Gene umgedreht ist. |
Karyogamie | (gr. karyon, Nuss; gr. gametes, Gatte; gr. gamos, Hochzeit) Verschmelzung der beiden Gametenkerne in der Zygote. |
Karyoplasma | (gr. karyon, Nuss; gr. plasma, Gebilde) Nicht-chromosomaler flüssiger Inhalt des Zellkerns. |
Karyotyp | (gr. karyon, Nuss; gr. typos, Form) Chromosomenkonstitution einer Zelle. |
Keimbahn | Zelllinien, die ausschließlich Keimzellen produzieren. Im Gegensatz zu somatischen Zellen (Soma). |
Kinetochor | (gr. kinein, bewegen; gr. choros, Tanzplatz, die versammelte Schar von Tänzern) Ansatzstelle der Spindelfasern am Chromosom, formt besondere Proteinstrukturen. |
Klon | (gr. klohn, Zweig) Gruppe von Zellen (oder Individuen), die sich von einer ursprünglichen Zelle ableiten. |
Knock-out-Mäuse | (engl. knockout, etwas außer Gefecht setzen) Mäuse, bei denen ein Gen inaktiviert wurde (Technikbox 27). |
Koinzidenz-Koeffizient | (lat. coincidentia, das Zusammenfallen) Mathematischer Parameter in der Wahrscheinlichkeitsrechnung. |
Kompartiment | (lat. compartire, abteilen) (1) Membranumschlossener Reaktionsraum eukaryotischer Zellen (z. B. endoplasmatisches Reticulum). (2) Begrenztes Areal in einem vielzelligen Organismus, das von mehreren Gründerzellen gebildet wird. |
Komplementation | (lat. complementum, Ergänzung) Die Entstehung eines Wildtyp-Phänotyps, wenn in einem diploiden Organismus zwei verschiedene Mutationen miteinander kombiniert werden (cis-trans-Test). |
Konditional | (lat. conditio, Bedingung) Mutation, die nur unter bestimmten Bedingungen zur Ausprägung kommt. |
Konjugation | (lat. conjugare, paarweise zusammenbinden) Übertragung von DNA von einer Spenderzelle auf eine Empfängerzelle bei Bakterien (Abschn. 4.2). |
Konkordant | (lat. concordare, übereinstimmen) Gleiche Merkmalsausprägung bei Zwillingen; Gegensatz: diskordant. |
Konstitutive Expression | (lat. constituere, errichten, einrichten) Dauerhafte Aktivität eines Gens. |
Kopplung | Zwei oder mehr Gene werden in der Regel gemeinsam vererbt; gekoppelte Gene sind auf einem Chromosom benachbart, können aber durch (seltene) Rekombinationsereignisse getrennt werden. |
Leitstrang | (engl. leading strand) Wird bei der Replikation der DNA kontinuierlich gebildet (im Gegensatz zum Folgestrang). |
Leptotän | (gr. leptos, dünn, fein; gr. tainia, Band) Chromosomenstadium in der meiotischen Prophase I. |
Letal | (lat. letalis, tödlich) Art der Genwirkung. Ein Allel wird als letal bezeichnet, wenn der Tod des Individuums vor Erreichen der Geschlechtsreife eintritt. |
Ligand | (lat. ligare, verbinden) Molekül, das an einen Rezeptor binden muss, um ein Signal zu übertragen. |
LINE-Element | (engl. long interspersed nuclear element, langes verstreutes Kernelement) Klasse von DNA-Wiederholungssequenzen, die häufig auch die Möglichkeit zur Transposition besitzen (Abschn. 9.2.3). |
Locus | (lat. locus, Ort) Stelle eines Gens auf dem Chromosom. |
LOD-Score | (engl. logarithm of the odds, Logarithmus der Chancen; engl. score, Notenspiegel, Punktzahl) Statistische Methode (vor allem in der Humangenetik) zur Abschätzung der Kopplung von Genen. Ein LOD-Score von 3 bedeutet, dass die Kopplung zweier Gene 1000-mal wahrscheinlicher ist als keine Kopplung (Abschn. 11.4, Abschn. 13.1.1). |
Lyon-Hypothese | Nach Mary F. Lyon, englische Genetikerin. Die Inaktivierung eines der beiden X-Chromosomen bei weiblichen Säugern erfolgt zufällig und früh in der Embryonalentwicklung; die Inaktivierung wird an die Tochterzellen weitergegeben und führt zu einem mosaikartigen Muster der Genexpression (Abschn. 8.3.2; Barr-Körper). |
Lyse | (gr. lysis, Lösung, Auflösung) Zellzerstörung als Folge einer Infektion durch Bakteriophagen oder Viren. |
Lysogener Zyklus | (gr. lysis, Auflösung) Während des lysogenen Zyklus enthält das Bakterium die DNA eines Bakteriophagen integriert im Genom (Abschn. 4.3.1). |
Lytischer Zyklus | (gr. lysis, Auflösung) Während des lytischen Zyklus verliert die DNA eines Bakteriophagen durch Induktion ihren integrierten Zustand im Genom, repliziert, bildet neue infektiöse Bakteriophagen und zerstört die Zelle (Lyse) (Abschn. 4.3.1). |
Makronukleus | (gr. makros, groß; lat. nucleus, Kern) Vegetativer Kern der Ciliata. |
Makrosporen | (gr. makros, groß; gr. sporos, Saat, Samen) Weibliche Geschlechtszellen der Pflanzen. |
Marker, genetischer | Jedes polymorphe, mendelnde Merkmal, das dafür geeignet ist, in einem Stammbaum einen chromosomalen Abschnitt zu verfolgen. Genetische Marker werden auch zur Analyse von Kopplung verwendet. |
Maternaler Effekt | (lat. mater, Mutter) Einfluss des mütterlichen Genoms auf den Phänotyp der Nachkommen. |
Meiose | (gr. meion, verringern) Zellteilungen, die zur Bildung haploider Keimzellen führen (früher auch oft als Reduktionsteilung bezeichnet). |
Meristem | (gr. merizein, (sich) teilen) Zellbereiche in Pflanzen, die zur kontinuierlichen Zellteilung befähigt sind. |
Merodiploid | (gr. meros, Teil; gr. diploos oder diplous, zweifach, doppelt) Partiell diploider genetischer Zustand von Bakterien. |
Meroistisch | (gr. meros, Teil) Bestimmter Typ von Insektenovarien. Besteht aus Keimzellen und davon abgeleiteten Nährzellen. |
Metaphase | (gr. meta, zwischen; gr. phasis, Anzeige) Bestimmter Zeitpunkt während der Mitose oder Meiose. |
Metazentrisches Chromosom | (gr. meta, zwischen; gr. kentron, Mitte) Chromosom, bei dem das Centromer in der Mitte liegt, dadurch sind beide Chromosomenarme gleich lang. |
Migration | (lat. migrare, wandern) Populationsgenetischer Begriff. Austausch von Individuen zwischen zwei Populationen. |
Mikronukleus | (gr. mikros, klein; lat. nucleus, Kern) Generativer Kern der Ciliata. |
Mikrosporen | (gr. mikros, klein; gr. sporos, Saat, Samen) Männliche Keimzellen der Pflanzen. |
Mitochondrium | (gr. mitos, Faden; gr. chondros, Korn) Cytoplasmatische Organellen mit eigener genetischer Information. Verantwortlich für den Stoffwechsel der Atmungskette. |
Mitose | (gr. mitos, Faden) Zellteilungsperiode im Zellzyklus. |
Modifikation | (lat. modificare, verändern) Umweltbedingte Veränderung im Phänotyp. |
Monohybrid | (gr. monos, einzig; gr. hybris, Übermaß) Erbgang, bei dem nur ein Merkmal betrachtet wird. |
Monosomie | (gr. Monos, einzig; gr. soma, Körper) Haploider Zustand eines Chromosoms in einem diploiden (polyploiden) Genom. |
Monözisch | (gr. monos, allein, einzig; gr. oikos, Haus) Einhäusige Pflanzen mit männlichen und weiblichen Blüten auf einem Individuum. |
Morphogen | (gr. morphe, Gestalt; gr. genesis, Entstehung) Moleküle, die morphologische Musterbildung induzieren. |
mRNA | (engl. messenger RNA, Boten-Ribonukleinsäure) RNA-Molekül, das an der DNA abgelesen (Transkription) und in ein Protein übersetzt wird (Translation). |
Multiple Allelie | Mehr als zwei Allele eines Gens, die in einer Population vorkommen. |
Mutagen | (lat. mutare, verändern; gr. genesis, Entstehung) Physikalische Einwirkung (Strahlung) oder chemische Verbindung, die Mutationen induziert (Abschn. 10.4). |
Mutation | (lat. mutare, verändern) Die Veränderung von Genen (Kap. 10). |
Neomorph | (gr. neos, neu; gr. morphe, Gestalt) Allel, dessen Wirkung sich qualitativ von der des Wildtyps unterscheidet; Heterozygote zeigen üblicherweise die Produkte beider Allele. |
Nondisjunction | (lat. disjunctio, Verteilung) Nichttrennung von Chromatiden oder homologen Chromosomen während Mitose oder Meiose. |
Nuklease | (lat. nucleus, Kern) Enzym, das Nukleinsäuren (DNA, RNA) abbaut. |
Nukleoid | (lat. nucleus, Kern) Kernäquivalent bei Prokaryoten, das nicht von einer Membran umschlossen ist. |
Nukleolus | (lat. nucleus, Kern) Ort der Synthese von ribosomaler RNA (rRNA) im Zellkern (Abschn. 5.1.5). |
Nukleosid | (lat. nucleus, Kern) Purin- oder Pyrimidinbase, die mit einem Zucker (Ribose oder Desoxyribose) kovalent verknüpft ist; Baustein der RNA bzw. DNA (Abschn. 2.1.2). |
Nukleosom | (lat. nucleus, Kern; gr. soma, Körper) Elementare Struktureinheit der Chromatide, in der zwei Windungen der DNA um einen Proteinkomplex aus acht Histonmolekülen gewunden sind (Abschn. 6.2). |
Nukleotid | (lat. nucleus, Kern) Nukleosid, das mit einem Phosphatrest kovalent verknüpft ist; Baustein der RNA bzw. DNA (Abschn. 2.1.2). |
Nukleus | (lat. nucleus, Kern) Zellkern. |
Null-Allel | Allel, aus dem kein funktionelles Genprodukt entsteht. |
Offener Leserahmen | (engl. open reading frame, ORF) Sequenz von Nukleotiden, die die Aminosäuren eines Proteins codiert. Der offene Leserahmen wird von einem Start- bzw. Stoppcodon begrenzt (Codon). |
Okazaki-Fragment | Kurze, diskontinuierliche Stücke von DNA, die auf dem Folgestrang bei der Replikation der DNA entstehen (Abschn. 2.2). |
Oligonukleotid | (gr. oligos, wenig, klein; lat. nucleus, Kern) Kurzes Fragment von ungefähr 10–30 Nukleotiden. |
Ommatidium | (gr. omma, Auge) Einheit der Komplexaugen von Insekten. |
Omnipotent | (lat. omnis, alles; lat. potens, mächtig) Fähigkeit eines Zellkerns (einer Zelle), alle unterschiedlichen Zelltypen zu bilden (totipotent). |
Onkogene | (gr. onkos, Schwellung; gr. genesis, Entstehung) Gene, die potenziell (bei Mutation) Tumoren verursachen können (Abschn. 13.4.1). |
Ontogenese | (gr. ontogenesis, Seinswerdung) Entwicklung eines Individuums von der befruchteten Eizelle zum erwachsenen Lebewesen. |
Oocyten | (lat. ovum, Ei; gr. kytos, Höhlung) Weibliche Keimzellen (Eizelle). Primäre Oocyten: weibliche Keimzellen nach Abschluss der mitotischen Teilung; sekundäre Oocyten: weibliche Keimzellen nach der meiotischen Teilung, aus der sich die reifen weiblichen Keimzellen entwickeln (Abschn. 12.6.5). |
Operator | (lat. operari, arbeiten, wirken) Ein cis-wirksames Regulationselement von Genen. |
Operon | (lat. operari, arbeiten, wirken) Gruppe zusammenhängender, funktionell verwandter Gene (in Bakterien), die in einer einzigen Transkriptionseinheit organisiert sind und durch eine einzelne, benachbarte regulatorische Region (Operator) reguliert werden (Abschn. 4.5). |
Orthologe Gene | (gr. orthos, richtig; gr. logos, Rede, Wort) Gene sind ortholog, wenn sie sich zur selben Zeit auseinanderentwickelten wie die betrachteten Organismen. |
Pachytän | (gr. pachys, dick; gr. tainia, Band) Chromosomaler Strukturzustand während der meiotischen Prophase I. |
Palindrom | (gr. palindromos, rückwärtslaufend) Wort, Zahl, Satz, der vorwärts und rückwärts gelesen denselben Sinn ergibt. In Nukleinsäuren sind das Sequenzen, die in Strang und Gegenstrang identisch und häufig Erkennungsstellen für Proteine sind (Transkriptionsfaktoren; Restriktionsenzyme). |
Paraloge Gene | (gr. para, neben; gr. logos, Rede, Wort) Duplizierte Gene in einem Organismus (homologe Gene, orthologe Gene). |
Parazentrische Inversion | (gr. para, neben) Inversion, die kein Centromer einschließt. |
Paternaler Effekt | (lat. pater, Vater) Einfluss des väterlichen Genoms auf den Phänotyp der Nachkommen. |
PCR | Polymerasekettenreaktion; Methode zur schnellen Amplifikation von DNA (Technikbox 4). |
Penetranz | (lat. penetrare, durchdringen) Ausprägungsweise eines Allels. Der Grad der Penetranz gibt an (in Prozent), in welchem Anteil der Individuen mit der betreffenden genetischen Konstitution der Phänotyp eines Allels zur Ausprägung kommt. |
Perizentrische Inversion | (gr. peri, um ... herum) Inversion, die ein Centromer einschließt. |
Phänokopie | (gr. phainein, zeigen, erscheinen; gr. kopos, Schlag; d. h. eigentlich: Scheindefekt) Simulation eines Gendefekts durch Umwelteinflüsse. |
Phänotyp | (gr. phainein, erscheinen, ans Tageslicht kommen; gr. typos, Form) Ausprägung eines bestimmten Gens bzw. die Gesamtheit der sichtbaren Merkmale eines Organismus. |
Phylogenie | (gr. phylon, Stamm; gr. genesis, Entstehung) Stammesgeschichtliche Entwicklung von Organismen. |
Plasma | (gr. plasma, Gebilde) Wasserhaltige Substanz, die das Zellinnere oder den Zellkern füllt. |
Plasmid | (gr. plasma, Gebilde) Extrachromosomale, ringförmige DNA in Bakterien, die unabhängig vom Wirtsorganismus repliziert (Abschn. 4.2). |
Plastid | (gr. plastos, gebildet) Organell im Cytoplasma von Pflanzenzellen, das im Dienst der Photosynthese steht. |
Plastom | Genom von Plastiden. In Anlehnung an Genom. |
Pleiotrop | (gr. pleion, mehr; gr. tropos, Richtung) Offensichtlich vielfältige, aber nicht unmittelbar zusammenhängende Auswirkungen von Genen oder Allelen auf den Phänotyp. |
Ploidie | Bezeichnung der Chromosomenzahl pro Zelle (haploid, diploid, polyploid). |
Pluripotent | (lat. plures, mehrere; lat. potens, mächtig) Die Fähigkeit eines Zellkerns (einer Zelle), unterschiedliche Zelltypen zu formen (jedoch nicht alle. Omnipotent). |
Polkörper | Während der Meiose in der weiblichen Keimzellentwicklung entstehende degenerierte Zelle, die sich nicht weiterentwickelt. |
Poly(A)-Schwanz | Besteht aus ungefähr 200 Adeninresten am 3-Ende der eukaryotischen mRNA und dient vor allem deren Stabilisierung. Für die Laborpraxis ist er als Startstelle der cDNA-Herstellung wichtig (Technikbox 8). |
Polycistronische mRNA | (gr. polys, viel) mRNA, die die Aminosäuresequenzen mehrerer hintereinander liegender Proteine codiert (Cistron). |
Polygen | (gr. polys, viel) Phänotyp, der durch mehrere Gene hervorgerufen wird, wobei die Wirkung eines einzelnen Gens bzw. Allels auf den Phänotyp nur gering ist. |
Polymerase | (gr. polys, viel; gr. meros, Teil) Enzym, das die Bildung von DNA (DNA-Polymerase; Replikation) bzw. RNA (RNA-Polymerase; Transkription) aus Nukleotiden katalysiert (Abschn. 2.2, Abschn. 3.3). |
Polymorphismus | (gr. polys, viel; gr. morphe, Gestalt) Das gleichzeitige Vorkommen von zwei oder mehreren Allelen in einer Population mit Häufigkeiten, die nicht allein durch wiederholte Mutationen erklärt werden können. |
Polyploid | (gr. polys, viel; gr. polyplous, vielfältig) Mehrfache Ausführung des haploiden Genoms in einem Zellkern. |
Polytän | (gr. polys, viel; gr. tainia, Band) Zustand von Riesenchromosomen in bestimmten Organen vor allem von Insekten, die aus mehreren bis vielen Chromatiden bestehen. |
Population | (lat. populus, Volk) Gemeinschaft von Individuen, die sich innerhalb einer Region untereinander paaren können und einen gemeinsamen Genpool besitzen (Abschn. 11.5); Begriff der Populationsgenetik. |
Posterior | (lat. posterior, letzte, hintere) Hinterende des Organismus. |
Pribnow-Box | Element aus sechs Basenpaaren, das oberhalb des Starts der Transkription prokaryotischer Gene liegt; Bindestelle für die ?-Untereinheit der RNA-Polymerase. Consensussequenz: TATAAT (Abschn. 3.3.2). |
Primordium | (lat. primordium, Anfang) Vorläuferzellen eines Organs während der Ontogenese. |
Prokaryoten | (gr. pro-, vorher; gr. karyon, Nuss) Einzellige Organismen ohne Zellkern. |
Promotor | (lat. promovere, vorrücken, (be)fördern) Regulationselement eines Gens, initiiert die Funktion der RNA-Polymerase (Abschn. 4.5.2, Abschn. 7.3.1). |
Pronukleus | (gr. pro-, vor; lat. nucleus, Kern) Väterlicher oder mütterlicher Gametenkern in der Zygote vor der Karyogamie. |
Prophase | (gr. pro-, vorher; gr. phasis, Anzeige) Bestimmte Periode während der Mitose oder Meiose (Abschn. 6.3.1, Abschn. 6.3.2). |
Pseudogen | (gr. pseudos, Lüge) Sequenz der DNA mit signifikanter Homologie (75–80 Prozent) zu einem funktionellen Gen; die Sequenz ist aber so verändert, dass kein funktionelles Genprodukt entsteht. |
QTL | (engl. quantitative trait locus) Region auf einem Chromosom, die für ein quantitatives Merkmal codiert (Abschn. 11.4.5). |
Rekombination | (lat. recombinare, neu verteilen) Austausch von Allelen zwischen homologen Chromosomen (Abschn. 4.4.2, Abschn. 6.3.3). |
Replikation | (lat. replicatio, Kreisbewegung) Verdoppelung der DNA (Abschn. 2.2). |
Reportergen | Gen ohne Promotor, dessen Expression leicht nachweisbar ist (z. B. grün fluoreszierendes Protein, Luciferase, lacZ). Nach der Fusion mit dem zu untersuchenden Gen oder Promotor wird das Konstrukt in die entsprechenden Zellen oder Organismen (Tier, Pflanzen) eingeschleust und die Expression gemessen (Technikbox 34). |
Repressor | (lat. reprimere, dämpfen, zurückdrängen) Regulationsmolekül der Genexpression, das die Transkription des Gens verhindert oder vermindert. |
Restriktionsenzym | (lat. restringere, einschränken, hemmen) Nukleasen, die bestimmte Sequenzen der DNA erkennen und schneiden (Abschn. 4.3.2, Technikbox 13). |
Retrovirus | (lat. retro, rückwärts) Virus mit RNA als genetischem Material; benutzt die Reverse Transkriptase, um RNA in DNA umzuschreiben. |
Reverse Transkriptase | (lat. revertere, zurückwenden) Enzym, das an einer Matrize aus RNA einen komplementären Strang aus DNA synthetisiert (cDNA, Retrovirus). |
Reversion | (lat. revertere, zurückwenden) Rückmutation eines Allels zum Wildtyp. |
Rezeptor | (lat. recipere, aufnehmen, zurücknehmen) Molekül, welches ein Signalmolekül (Ligand) binden kann und so zur Signaltransduktion beiträgt. |
Rezessiv | (lat. recedere, zurückweichen) Art der phänotypischen Ausprägung eines Allels; der Phänotyp wird nur in Homozygoten sichtbar. Gegensatz: dominant. |
Ribosom | (gr. arabinos, Traube; gr. soma, Körper) RNA-Protein-Komplex, an dem die Translation stattfindet. |
Riesenchromosom | (gr. chroma, Farbe; gr. soma, Körper) Entsteht durch Vervielfachung (Replikation) eines Chromosoms während der Interphase ohne nachfolgende Zellteilung (Vorkommen besonders in Speicheldrüsen von einigen Insekten; Abschn. 6.4.1). |
RNA | Ribonukleinsäure; Nukleinsäure, die durch Ribose als Zuckerbestandteil charakterisiert ist. RNA kommt üblicherweise einzelsträngig vor, kann aber leicht Haarnadelstrukturen ausbilden, die doppelsträngige Bereiche enthalten. Es gibt verschiedene Formen, z. B. mRNA (messenger-RNA; Abschn. 3.3), tRNA (Transfer-RNA; Abschn. 3.5.3), ribosomale RNA (rRNA; Abschn. 3.5.1, Abschn. 3.5.2); regulatorische RNAs (Abschn. 8.2). |
RNA-Interferenz | (lat. interferre, unterbrechen) Abkürzung: RNAi. Methode zur Hemmung der Genexpression durch kleine RNA-Moleküle (Abschn. 8.2.1, Technikbox 20). |
Rückkreuzung | Kreuzung eines F1-Heterozygoten (F1-Generation) mit einem Elternteil (oder mit einem Organismus, der mit einem der Eltern genetisch identisch ist). |
Satellit | (lat. satelles, Leibwächter) Gestielter Fortsatz im Chromosom, der beim Menschen in den kurzen Armen der akrozentrischen Chromosomen vorkommt (Chromosomen 13, 14, 15, 21, 22). |
Satelliten-DNA | (lat. satelles, Leibwächter) Ursprünglich Bezeichnung für DNA-Bande in der Gleichgewichtsdichtezentrifugation; es handelt sich dabei um DNA mit häufigen Wiederholungseinheiten. |
Schwesterchromatiden | Durch Replikation auseinander hervorgegangene Chromatiden eines Chromosoms. Sie sind genetisch identisch, ausgenommen für Neumutationen. |
Segregation | (lat. segregare, absondern) Die Trennung von Allelen in der Meiose (gelegentlich, bei mitotischem Crossing-over, auch während der Mitose). |
Sekundärstruktur | Dreidimensionale Struktur von Nukleinsäure- oder Proteinmolekülen. |
Selektion | (lat. selectio, Auswahl) Begriff der Populationsgenetik und wichtiger Mechanismus der Evolution, der auf der Auswahl bestimmter Merkmale für die Weitergabe an die nächste Generation beruht (Abschn. 11.5.3). |
Semikonservative Replikation | (lat. semi, halb; lat. conservare, bewahren) Bei der Replikation der DNA wird der Doppelstrang geöffnet und jeweils ein neuer Strang an dem alten Strang synthetisiert; die alte DNA bleibt also im neu gebildeten Doppelstrang zur Hälfte erhalten. |
Silencer | (engl. silence, abdämpfen, zum Schweigen bringen) DNA-Sequenzen, die über große Distanzen und orientierungsunabhängig die Genexpression hemmen können. Gegensatz: Enhancer. |
SINE-Element | (engl. short interspersed nuclear element, kurzes verstreutes Kernelement) Klasse von DNA-Wiederholungssequenzen, die häufig auch die Möglichkeit zur Transposition besitzen; Alu-Element (Abschn. 9.2.3). |
Soma | (gr. soma, Körper) Alle Zellen eines Organismus, ausgenommen Zellen der Keimbahn. |
Spermatocyten | (gr. sperma, Samen; gr. kytos, Höhlung) Männliche Keimzelle. Primäre Spermatocyten: männliche Keimzellen nach Abschluss der mitotischen Teilung; sekundäre Spermatocyten: männliche Keimzellen nach der meiotischen Teilung, aus der sich die reifen männlichen Keimzellen entwickeln (Abschn. 12.6.5). |
Spindel | Cytoplasmatische Fasern, die während der Zellteilung gebildet werden und an der Trennung der Chromatiden in der Anaphase und ihrer Bewegung an die gegenüberliegenden Pole beteiligt sind. |
Spleißen | (engl. splice, verbinden, zusammenfügen) Bei der Reifung der mRNA werden in Eukaryoten die Introns herausgeschnitten und die Exons entsprechend direkt miteinander verbunden (Abschn. 3.3.5). |
Synapsis | (gr. synaptein, verknüpfen) Paarung zweier homologer Chromosomen während der meiotischen Prophase I. |
Synaptonemaler Komplex | (gr. synaptein, verknüpfen; gr. nema, Faden) Struktur, die in Zusammenhang mit Rekombination zwischen zwei homologen Chromosomen während der meiotischen Prophase I gebildet wird. |
Synchron | (gr. syn, zusammen; gr. chronos, Zeit) Gleichzeitig. |
Syncytium | (gr. syn, zusammen; gr. kytos, Höhlung) Cytoplasma mit mehreren Zellkernen ohne abtrennende Zellmembranen. |
Syndrom | (gr. syndrome, Zusammenlauf, Anhäufung) Medizinischer Begriff, Gesamtheit der Merkmale einer Krankheit. |
Synkaryon | (gr. syn, zusammen; gr. karyon, Nuss) Gepaarte Gametenkerne in der Zygote nach der Befruchtung. |
Syntenie | (gr. syn, zusammen; lat. tenere, halten) Kopplung von Genen auf demselben Chromosom. Von konservierter Syntenie spricht man, wenn die Reihenfolge von Genen auf den orthologen Chromosomen in der Evolution erhalten geblieben ist. |
Tautomerie | (gr. tauto, dasselbe; gr. meros, Teil) Alternative Konformationen chemischer Verbindungen. |
Telomer | (gr. telos, Ende; gr. meros, Teil) Ende eines Chromosoms. |
Telophase | (gr. telos, Ende; gr. phasis, Anzeige) Bestimmte Periode während der Mitose oder Meiose (Abschn. 6.3.1, Abschn. 6.3.2). |
Telozentrisch | (gr. telos, Ende; gr. kentron, Mitte) Form von Chromosomen mit terminalen Centromeren. |
Teratogenität | (gr. teras, (Vor-)Zeichen, (Schreckens-)Zeichen, Missgeburt) Giftige Wirkung einer Substanz auf Embryonen (Embryotoxizität), wodurch Missbildungen beim Embryo ausgelöst werden (Abschn. 12.6.3). |
Termination | (lat. terminare, beenden) Hier: Abschluss der Transkription oder Translation (Abschn. 3.3, Abschn. 3.4). |
Tetrade | (gr. tetras, Vierzahl) Ergebnis der meiotischen Teilungen einer Gonocyte. Aber auch: Paarung zweier homologer Chromosomen in der meiotischen Prophase. |
Tetraploid | (gr. tetra, vier; gr. polyplous, vielfältig) Genomzustand mit vier Chromosomensätzen. |
Therapie | (gr. therapeia, Pflege) Behandlung einer körperlichen oder psychischen Erkrankung mit dem Ziel der Heilung. |
Totipotent | (lat. toti, alle; lat. potens, mächtig) Kerne (Zellen) mit der Fähigkeit, einen gesamten Organismus entstehen zu lassen. |
Transduktion | (lat. transducere, hinüberführen) Übertragung von Genen mithilfe eines Virus. |
Transfektion | (lat. trans, hinüber; lat. facere, machen) Einschleusung von Plasmid-DNA in eukaryotische Empfängerzellen, wobei es nicht zur Integration in das Genom kommt. |
Transformation | (lat. transformare, umformen, umwandeln) Erbliche Veränderung in einer Zelle oder in einem Organismus durch fremde DNA. |
Transgene Organismen | (lat. trans, über) Gentechnisch veränderte Organismen, die in ihrem Genom zusätzlich arteigene oder artfremde Gene integriert haben (Abschn. 10.7). |
Trans-Konstitution | Zwei oder mehr Allele gekoppelter Gene, die in einer heterozygoten Konstitution auf unterschiedlichen homologen Chromosomen liegen, befinden sich in einer trans-Konstitution. |
Transkription | (lat. transcriptio, Abschrift, Übertragung) Übertragung der genetischen Information von der DNA auf ein RNA-Molekül. |
Transkriptom | (lat. transcriptio, Abschrift, Übertragung) Gesamtheit aller Transkripte eines Organismus, eines Organs, eines Gewebes oder einer Zelle; die Wortbildung erfolgte in Analogie zu dem Begriff Genom. |
Translation | (lat. translatio, Übertragung) Übertragung der genetischen Information von der mRNA in eine Polypeptidstruktur (Abschn. 3.4). |
Translokation | (lat. translocatio, Versetzung) (1) Übertragung von chromosomalen Bereichen zwischen nicht-homologen Chromosomen (Abschn. 10.2.3, Abschn. 13.2.2). (2) Bewegung eines Ribosoms entlang eines mRNA-Moleküls während der Translation (Abschn. 3.4). |
Transposition | (lat. transpositio, Versetzung, Verlagerung) Verlagerung genetischer Elemente im Genom (Abschn. 9.1, Abschn. 9.2). |
Trisomie | (gr. tri-, drei-; gr. soma, Körper) Triploider Zustand eines Chromosoms in einer nicht-triploiden genetischen Konstitution. |
Univalent | (lat. unus, ein einziger; lat. valens, kräftig) Einzelchromosom bei der meiotischen Paarung. |
Variabilität | (lat. varius, verschieden) Häufigkeitsverteilung bestimmter Genotypen in einer Population. Maß der Variabilität ist der Betrag der Heterozygotie in einer Population; Ursache der Variabilität sind Mutationen. |
Vektor | (lat. vector, Träger, Fahrer) In der Gentechnik ein Mittel (z. B. Bakteriophage oder Plasmid), in das ein fremdes DNA-Fragment eingefügt wird. Wird der Vektor mit dem fremden DNA-Fragment in ein Bakterium oder eine eukaryotische Zelle übertragen (Genfähre), entsteht ein gentechnisch veränderter Organismus (GVO) (Technikbox 11). |
Virus | (lat. virus, Gift) Ein infektiöses Partikel, das aus Proteinen und DNA oder RNA besteht. Es benötigt zu seiner Vermehrung eine geeignete Wirtszelle (Abschn. 9.2). |
Wildtyp | Ein Gen, ein Genotyp oder ein Phänotyp, der in der Wildpopulation oder unter standardisierten Laborbedingungen für einen bestimmten Organismus vorherrschend ist. Der Begriff normal ist dagegen zu vermeiden, weil er zu falschen Schlussfolgerungen führt (Eugenik). |
Zellautonom | (gr. autonomos, unabhängig, nach eigenen Gesetzen) Art der Genwirkung, die auf die Zelle beschränkt bleibt, in der ein Gen aktiv ist. |
Zellzyklus | (gr. kyklos, lat. cyclus, Kreis, Kreislauf) Abfolge von Ereignissen, die in einer Zelle zwischen zwei Teilungen stattfinden (Mitose, Meiose) (Abschn. 5.2). |
ZKBS | Zentrale Kommission für Biologische Sicherheit. Gesetzliche Grundlage ist das Gentechnik-Gesetz; sie prüft gentechnisch veränderte Organismen (GVO) auf mögliche Risiken (www.zkbs-online.de). |
Zygotän | (gr. zygotos, durch ein Joch verbunden, zweispännig; gr. tainia, Band) Chromosomaler Strukturzustand während der meiotischen Prophase I. |
Zygote | (gr. zygotos, durch ein Joch verbunden, zweispännig) Zelle, die aus der Fusion von Gameten hervorgeht; befruchtete Eizelle. |